Dass sich die Deutschen immer über alles aufregen und beschweren müssen! Darüber könnte ich mich aufregen.

Zum Beispiel über Leute, die rasend werden, wenn die Bahn nicht rechtzeitig kommt. Natürlich fühle ich mit denen, die dadurch wichtige Termine verpassen. Ich habe aber auch Mitleid mit den Zugbegleitern, auf die der ganze Stress der Passagiere niederprasselt. Denn die Zugbegleiter haben in den seltensten Fällen Einfluss auf das Entstehen oder Beheben von Hemmnissen. So wie neulich, als ein umgefallener Baum die Strecke zwischen Winsen und Lüneburg blockierte. Ganz eindeutig ein Fall höherer Gewalt. Wenn hier überhaupt eine Schuld trug, dann doch wohl der Baum. Aber mit dem hat natürlich niemand geredet. Sähe ja auch schrecklich albern aus. Dann schon lieber Bahnmitarbeiter vollnölen.

So ähnlich war es auch bei der jüngsten Bahn-Verspätung. Dieselbe Strecke, anderer Wartegrund: Ein Feuer zwischen Hamburg und Harburg. Im Gewusel auf dem Bahnhof höre ich eine Frau sagen: "Ich finde das unerhört, wie kann denn heutzutage so etwas noch passieren?"

Dann hier mal eine simple Erklärung: Du brauchst brennbares Material, Sauerstoff und was zum Anzünden. So macht man Feuer. Manchmal entsteht Feuer aber auch einfach so, ohne menschliches Zutun. Zum Beispiel wenn es so warm ist wie im vergangenen Mai. Und wenn es nicht die Hitze ist, die irgendwas in Brand steckt, dann vielleicht ein Sturm, der morsche Bäume niederreißt. Das nennt man "übermächtige" Naturgewalten oder auch durch den Klimawandel bedingte Wetterextreme. Letztere sind übrigens menschlich bedingt - was nun wirklich ein Grund zum Aufregen ist!

Juliane Fritz studiert Angewandte Kulturwissenschaften an der Uni Lüneburg.