Der umtriebige Uni-Vize und seine zahlreichen privatwirtschaftlichen Geschäfte - ein neues Beispiel.

Lüneburg. Die Firmen Rheinzink aus Datteln (Kreis Recklinghausen) und Proportion mit Sitz in Berlin haben jüngst Richtfest für ein Libeskind-Musterhaus in Datteln (Kreis Recklinghausen) gefeiert. Unter den Gästen auf der Baustelle: Holm Keller, hauptamtlicher Vizepräsident der Leuphana. Aus gutem Grund: Die Firma Proportion GmbH wurde im Jahr 2007 von Holm Keller gegründet. Sie soll Fertighäuser des Architekten Daniel Libeskind, der Professor an der Leuphana ist, weltweit verkaufen.

Im ersten Anlauf war dem Unternehmen wenig Glück beschieden. Weil Keller als Geschäftsführer der Proportion GmbH sowohl geschäftliche Kontakte zu dem Architekten Daniel Libeskind unterhielt - Libeskind entwarf auch das neue, umstrittene Audimax für die Leuphana - und außerdem mit der Firma Rheinzink aus Datteln - die bisher als einziger Sponsor für das Audimax auftritt - zusammenarbeitete, geriet er Anfang 2008 in den Verdacht der Verquickung von privaten und dienstlichen Interessen.

Joseph Lange (CDU), Staatssekretär im Ministerium für Wissenschaft und Kultur, kam im Frühjahr 2008 eigens nach Lüneburg, um Keller sein Vertrauen auszusprechen. Dem Staatssekretär war "schleierhaft" wie man Keller Vorteilsnahme unterstellen konnte - schließlich machte die Firma Proportion keinen Gewinn.

Inzwischen hat Keller seinen Posten als Geschäftsführer der Proportion GmbH offiziell abgegeben. An seiner Stelle ist Michael Merz Geschäftsführer: Merz betreibt eine Softwarefirma in Hamburg und gilt laut Aussage der Homepage seiner Firma Ponton als "Experte im Bereich E-Business". Genau wie Keller hat Merz Verbindungen zur Universität St. Gallen: Ausweislich der Veranstaltungshinweise der Universität im Internet war Merz für das Seminar "Erfolgreiche Netzwerke(r)" im Oktober 2008 Referent einer Veranstaltung des Instituts für Wirtschaftsinformatik der Uni St. Gallen.

Um die Firma Proportion GmbH wurde es nach Kellers Rückzug Anfang 2008 erst einmal still - bis zum 13. Mai dieses Jahres. Da trat Keller beim Richtfest der Firma Rheinzink in Datteln in Erscheinung: "Im Rahmen des Richtfestes informierten die Vermarktungsgesellschaft Proportion, das Architekturbüro Studio Daniel Libeskind und Rheinzink über das architektonische und technisch-bauphysikalische Konzept als auch über die künftige Vermarktung weltweit", heißt es in der Pressemitteilung der Firma Rheinzink.

Holm Kellers Anwesenheit auf dem Richtfest war eine Freizeitaktivität, sagt Henning Zühlstorff, Pressesprecher der Leuphana: "Der Besuch von Herrn Keller in Datteln fand an einem Urlaubstag statt und war rein privater Natur. Wie das Abendblatt bereits berichtete, hat Herr Keller seine genehmigte Nebentätigkeit für Proportion am 10. März 2008 niedergelegt."

Kein Verständnis für Kellers Auftritt hat der AStA: "Herr Keller sollte sich endlich entscheiden, was ihm wichtiger ist - seine zahlreichen privatwirtschaftlichen Engagements oder die Uni", sagt AStA-Sprecher Simon Drücker. Er erneuert die Rücktrittsforderung des AStA: "Es ist nicht nachvollziehbar, dass Herr Keller behauptet, sein Tätigkeitsschwerpunkt sei die Universität Lüneburg."

Richtfest des Musterhauses der Firma Rheinzink im Internet: www.wdr.de/mediathek/html/regional/2009/05/13/lokalzeit-dortmund-architekt.xml