Schüler in Deutschland leiden nicht nur unter Prüfungsangst und Leistungsdruck. Viele Kinder und Jugendliche werden von Klassenkameraden so schikaniert, dass darunter ihre Gesundheit leidet.

Lüneburg. Das zeigt eine Studie der Leuphana Universität Lüneburg. Demnach waren 55 Prozent aller Schüler innerhalb der letzten drei Monate selbst Opfer oder Täter. Die Erhebung ist Teil der Initiative "Gemeinsam gesunde Schule entwickeln", ein Kooperationsprojekt von Leuphana, der DAK und dem Zentrum für Angewandte Gesundheitswissenschaften (ZAG). "Unser Hauptinteresse ist es, Schulen bei der Bestrebung, eine gesunde Schule zu werden, zu unterstützen", sagt Silke Rupprecht, Diplom Pädagogin und Mitarbeiterin der Leuphana Universität. Jeweils drei Jahre lang begleite ein Projektteam die teilnehmenden Schulen und prüfe, wie Wohlbefinden, Gesundheit, Leistungsfähigkeit und -bereitschaft erhalten und gefördert werden können.

Die Ergebnisse zum Thema Mobbing waren für die Wissenschaftler nicht überraschend. Rupprecht: "Wir haben die Daten mit anderen Studien abgeglichen. Sie fallen nicht aus dem Rahmen." Befragt haben die Wissenschaftler mehr als 1800 Jungen und Mädchen im Alter von zehn bis 18 Jahren. "Insgesamt haben zehn weiterführende Schulen aller Formen teilgenommen", so Rupprecht. Als Mobbing-Täter sehen sich demnach 37,2 Prozent der Kinder und Jugendlichen. 15 Prozent gaben an, sogar körperliche Gewalt gegen Mitschüler eingesetzt zu haben.

Gewalttätig werden besonders häufig Jungen: Jeder fünfte gab an, schon einmal handgreiflich geworden zu sein. Bei den Mädchen sind es hingegen nur 6,5 Prozent. Bedrängte Schüler haben der Studie zufolge häufiger mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen.

Die Mobbing-Opfer leiden unter regelmäßig auftretenden Beschwerden wie Kopf-, Rücken-, Bauchschmerzen oder Schlafstörungen. Auch das Sozialverhalten gemobbter Schüler unterscheidet sich von dem der anderen. Zwölf Prozent unternehmen nach eigenen Angaben nie oder selten etwas mit Freunden.

Silke Rupprecht weiß, wie die Betroffenen ich wehren können: "Wichtig ist, dass die Opfer sich jemandem anvertrauen. Ein zweiter Schritt wäre dann, an der jeweiligen Schule ein Bewusstsein für das Thema zu schaffen und neben den Schülern auch Eltern und Lehrer mit ins Boot zu holen." Auch dabei hilft die Initiative, entwickelt gemeinsam mit den Schulen Regeln und vermittelt bei Täter-Opfer-Gesprächen.