Wie ein typisches Archiv wird das Lüneburger Stadtarchiv nicht mehr lange aussehen. Nach und nach sollen alle historischen Bücher in Leineneinbände, damit sie besser geschützt sind.

Von zerfledderten Pappen und ledernen Rücken ist dann nichts mehr zu sehen. Fast fünf Monate war das Archiv geschlossen, weil es von vier Standorten auf die Wallstraße zusammengezogen wurde. Ab Montag können Nutzer wieder auf die Dokumente zugreifen.

Bis zu 18 Grad Celsius und 55 Prozent Luftfeuchtigkeit dürfen in den ehemaligen Tresorräumen herrschen, wo früher Geldsäcke lagerten und heute Papierstapel. Sonst würden sich Mikroorganismen bilden, die die Siegel angreifen, das Pergament würde sich verfärben und brüchig werden. Eine Klimaanlage sorgt für die richtige Umgebungsluft, die die 500 000 Akten, 50 0000 Fotos, 10 000 Urkunden sowie 100 000 Karten und Pläne für die Nachwelt erhalten soll.

Insgesamt vier Regalkilometer Lüneburger Geschichte sind im Stadtarchiv aufbewahrt. Das älteste Dokument ist eine Urkunde von 1225, das neueste ist die Haushaltssatzung von 2009. "Das Archiv bewahrt natürlich nicht nur Altes auf, sondern fügt ständig Neues hinzu", erklärt Danny Kolbe (28), kommissarischer Chef des Archivs, bis eine neue gemeinsame Leitung von Archiv und Ratsbücherei gefunden ist.

Rund 100 laufende Regalmeter kommen jedes Jahr hinzu, darunter wissenschaftliche Auswertungen oder Schenkungen wie etwa Feldpostbriefe aus dem Ersten Weltkrieg. Erfasst sind von den rund 660 000 Dokumenten zurzeit rund 90 Prozent, davon wiederum zehn Prozent digital. Diese 50 000 Datensätze sind auch übers Internet einsehbar. Persönlich im Archiv recherchieren können Studenten und Historiker wieder ab Montag, 22. Juni. Für die Nutzer gibt es jetzt zehn Arbeitsplätze und einen geräumigen Lesesaal. (carol)