Was haben Kopfhörer und Bierflaschen gemeinsam? Und was hat diese Frage mit Studierenden zu tun? Nun, viel.

Verkabelte Ohren erfüllen genau die gleiche Funktion wie die angesetzte Bierflasche: sie helfen beide, der Realität zu entkommen; mit beidem kann man sich "zudröhnen". Man fühlt sich schließlich wie in einem Film, wenn die Menschen und Busse an einem vorbeiziehen und gleichzeitig Tschaikowsky oder Techno läuft, je nach Geschmack.

Statt uns selbst und das Leben um uns herum wahrzunehmen, schalten wir einfach unser Privatfilmchen an und schließen - wenn auch das noch nicht weit genug weg ist - auch noch die Augen.

Sind Mitmenschen und der Alltag so unerträglich? Ist die Lösung dieses Zustandes das Hinzufügen eines weiteren schwer erträglichen Elements - nämlich den Kopfhörer tragenden Menschen, nicht ansprechbar, reaktionsarm, weggetreten? Das gleiche sagt man über stark alkoholisierte Zeitgenossen. Erstaunlich, oder?

Fazit: Ein mp3-Player ist eine Beleidigung für seine Umwelt, denn er sagt: Mein Besitzer will weg von hier. Schön verkorkste Philosophiererei, sagen Sie? Aber das sollen Studenten von heute doch genau lernen: analysieren und hinter den ersten Schein der Dinge blicken! Innovative Wege gehen, kreativ sein.

Die kreativsten Einfälle kommen, wenn man leicht gelangweilt an nichts denken muss, heißt es. Leider ist aber auch das exakt der Moment, in dem der mp3-Player zum Einsatz kommt! "On" am Player heißt "off" für unsere Kreativität. Um nicht zu sagen "off" im Kopf. Das ginge entschieden zu weit. Wir wollen ja ein Denkerland bleiben, oder?

Anja Pistorius studiert Angewandte Kulturwissenschaften an der Uni Lüneburg.