Ein Dutzend Mal hat Alexander S. bereits im Gefängnis gesessen, war gerade wieder auf Bewährung draußen. Er ahnte: Wenn die Polizei ihn diesmal erwischt, bleibt er wohl für immer hinter Gittern.

Lüneburg/Lüchow - Also beschloss er, die Spuren seiner Tat zu verwischen, sein Opfer umzubringen. Doch die Leiche wurde gefunden - Alexander S. überführt. Und zu lebenslanger Haft verurteilt.

Hoch aggressiv und in der Persönlichkeit gestört ist Alexander S., sagte der Vorsitzende Richter der 1. Großen Jugendkammer des Landgerichts Lüneburg, Axel Knaack, gestern bei der Urteilsverkündung. Was der 38-Jährige und seine zwei Mitangeklagten getan haben, sei kein Verdeckungsmord nach einem Ausraster, sondern wurde "von vornherein mit bemerkenswerter Ruhe abgespult".

Ein gemischtes Grüppchen, heute zwischen 14 und 38 Jahren alt, hatte sich am Abend des 1. April 2008 nach einem Alphabetisierungskursus der Volkshochschule zu einer kleinen Party in der Wohnung des arbeitslosen Mario N. (24) getroffen. Man trank, man hörte Musik. Über deren Lautstärke beschwerte sich Thorsten L. (41), laut Knaack "friedlicher Familienvater". Auch er war betrunken. Es kam zum Streit zwischen Thorsten L. und Alexander S., es ging um rechte Musik und rechte Gesinnung.

Der Streit wurde handgreiflich. Alexander S. und sein Freund Mario N., nicht vorbestraft, traten mehrmals zu, "das Blut spritzte bis zur Decke", so Knaack. Annabelle T. (19), Freundin von S., schloss sich ebenfalls an, holte ein Messer aus der Küche. Die junge Frau, der das Gericht eine "desaströse Entwicklung und schwere psychische Probleme" bescheinigt, ritzte L. ins Kinn, "so wie sich sonst den Arm geritzt hat", so Knaack. "Es gab keine Schuldvorwürfe, keine Panik, die drei arbeiteten als Team." Sie karrten den schwer verletzten Thorsten L. in einem Bollerwagen zum nahen Jeetzel-Kanal. Dort rauchten die Männer eine Zigarette, bis der Körper versunken war.

Die Urteile nach 42 Verhandlungstagen: Alexander S. lebenslänglich, Mario N. zehn Jahre und Annabelle T. fünf Jahre Jugendstrafe. Zwei 14 und 15 Jahre alte Mädchen waren im März freigesprochen worden. (carol)