Der Abschluss eines jahrelangen Studiums ist ein großes Ereignis. Das Ende sollte groß gefeiert werden. Hüte sollten in die Luft geworfen werden, Sektkorken knallen und alle Studenten sich glücklich in den Armen liegen. Endlich geschafft! Bei strahlendem Sonnenschein - denn der Abschluss darf zwecks passenden Wetters nur in den Sommer fallen - sollten die nun Ex-Studenten mit ihren Zeugnissen herum wedeln. Egal wie die Noten darauf aussehen.

Soweit die Theorie. Die Praxis sieht - wie so oft im Uni-Leben - etwas anders aus. Zumindest für die Lüneburger Kulturwissenschaftler. Die letzte Klausur ist geschrieben, Referate gehalten, Hausarbeiten und Magisterarbeit abgegeben und der Abschluss in greifbare Nähe gerückt. Dann beginnt das Warten. Oft dauert es mehrere Monate, bis das Ergebnis verkündet wird. Per Post.

Irgendwann liegt ein unscheinbarer Umschlag im Briefkasten, nur der Absender verrät, dass es das lang erwartete Zeugnis sein könnte. Pech, wer einen alten, klapprigen Briefkasten hat, in den die Post hinein gestopft werden muss. Das ist er dann, der nicht ganz so feierliche Abschluss des Studiums. Aus, Schluss, fertig - freuen kann sich der Absolvent allein zu Hause. Mit Glück sind ein paar Mitbewohner oder Freunde da, denen die frohe Botschaft verkündet werden kann.

Wer es etwas feierlicher mag, kann das Zeugnis im Prüfungsamt abholen. Da bekommt man vielleicht ein freundliches Lächeln. Gerüchten zufolge soll es auch eine Abschlussfeier geben. Solange ich dazu aber keine Einladung bekomme, stelle ich schon einmal den Sekt kalt - schließlich kann es jeden Tag soweit sein.

Lena Thiele studiert Angewandte Kulturwissenschaften an der Uni Lüneburg.