Vor allem zentral gelegene Wohnungen werden gesucht. Der Markt für Reihenhäuser ist dagegen ausgereizt.

Lüneburg

"Leer stehende Häuser und Wohnungen, verwaiste Büros" - mit diesem Schreckenszenario weist das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) auf die Zukunft so mancher Städte hierzulande hin. Lüneburg nehmen die Wirtschaftsforscher bei ihrem Unkenruf aber ausdrücklich aus. In der Salzstadt erwarten sie weiterhin eine hohe Nachfrage nach Wohnraum, den bundesweit sinkenden Bevölkerungszahlen und dem steigenden Durchschnittsalter zum Trotz. Für die nächsten 20 Jahre rechnen die Wirtschaftsforscher mit einem Nachfrageplus von 13,5 Prozent.

Lüneburg belegt damit bundesweit Platz zwei. Rosiger sind die Aussichten nur noch im bayrischen Ingolstadt. Beide Städte profitieren nach Meinung der Kölner IW-Experten vom Zuzug aus Umlandgemeinden. In Lüneburg werde die Gesamtbevölkerung demnach vergleichsweise stark um 10,4 Prozent zulegen. Die Zahl der Einwohner im Alter über 65 Jahren wächst mit 2,5 Prozent aber vergleichsweise schwach. Bislang sorgt die Universität für einen günstigen Altersschnitt. Die Jahrgänge der heute 18- bis 42-Jährigen sind überproportional gut vertreten.

Hinzu kamen zumindest bislang Neubürger, die zur Arbeit nach Hamburg pendeln aber in einer kleineren Stadt leben wollen. Einen Knick in diesem Trend erkennt allerdings Manfred Schulte, Geschäftsführer der Lüneburger Immobiliengesellschaft Schulte Bauregie. "Der Zustrom von Menschen aus Hamburg ebbt ab", sagt er. "Bei uns machen diese Kunden bis zur Hälfte aller Immobilienkäufe aus." Die Preise für bebaute Grundstücke im Landkreis sanken im vorigen Krisenjahr in allen Kategorien um etwa zwei Prozent.

Über leere Auftragsbücher kann Schulte dennoch nicht klagen. "Wir spüren einen ganz kräftigen Boom, nicht trotz, sondern gerade wegen der Finanzkrise." Denn viele Privatanleger schwenken auf die Altersvorsorge durch Immobilien um, nachdem sie mit Wertpapieren Geld verloren haben. "Es gibt einen Riesenbedarf der Generation Fünfzig Plus, bei denen die Kinder aus dem Haus sind." Sie verlangen in großer Zahl zentrumsnahe Objekte, die auch etwas teurer sein dürfen.

Dieser zahlungskräftigen Kundschaft bietet Schulte zum Beispiel eine der 31 Eigentumswohnungen mit zwei bis vier Zimmern im "Carrée vor dem Tore" an. Mit dem Gebäudekomplex in der Straße Am Alten Eisenwerk traf Schulte auf eine so große Nachfrage, dass er in der Nachbarschaft das eigene Erfolgsmodell kopiert. Jeden der jeweils 66 bis 136 Quadratmeter Wohnfläche in City-Nähe verkauft er für etwa 2100 Euro.

Käufer zahlen dort also zwischen 138 600 und 285 600 Euro. Der aktuelle Durchschnittspreis für Wohneigentum im Landkreis Lüneburg beträgt 209 000 Euro. Ein ähnlicher Preis ging im Durchschnitt auch für nagelneue freistehende Häuser über den Tisch. Für Reihenhäuser und Doppelhaushälften im Landkreis Lüneburg zahlten die Käufer derzeit im Schnitt 164 000 Euro.

Das vergleichsweise günstige Eigenheim in einer Siedlung ist für Schulte "die typische Einsteigerimmobilie". "Dieser Markt ist seit Wegfall der Eigenheimzulage tot", gibt der Makler seine Beobachtung wieder. Hinzu komme, dass die Käuferschicht der jungen Familien darunter leidet, dass viele Jobs unsicher sind.

Dennoch gibt es laut Rainer Leppel auch gute Nachrichten für die nicht ganz so finanzstarke Klientel. Der Leiter der Geschäftsstelle des Gutachterausschusses für Grundstückswerte beim Katasteramt Lüneburg: "In Richtung Osten werden die Preise immer günstiger." Amt Neuhaus ist das billigste Pflaster im Landkreis. Teurer wird es dagegen in Richtung Hamburg.