Die große Zahl von Lesern, die nur auf niedrigem Niveau Texte verstehen, hat Leseforscher aufgeschreckt.

Als Folge ist endlich die Zeit der Leseförderung in deutschen Grundschulen angebrochen. Sie soll Lust auf Lesen machen.

Wie das geschehen kann, zeigte jüngst der Projekttag Lesezeit in der Grundschule Brietlingen. Er war ein Höhepunkt im Schulalltag der quirligen Schüler. Einen Schultag lang drehte sich alles um Bücher und deren Inhalt. "Den gesamten Vormittag waren die Kinder motiviert", berichtet Birte Leder, Klassenlehrerin der 2 b.

Der Tag begann mit einem Lesefrühstück. Während Lehrerin Leder aus dem Zauberknopf von Ellis Kaut vorlas, versanken ihre Zuhörer in Brotdosen und zwischen Butterbrotpapieren. Den letzten Bissen noch nicht geschluckt, flogen nach dem Stundenklingeln die Klassentüren auf und alle Kinder stürmten in das Schulforum. Dort lockte auf zahlreichen Tischen ein reicher Fundus an Büchern. Es war die Gelegenheit, die eigenen ausgelesenen Bücher zu verkaufen und unbekannte Werke zu erstehen. Es dauerte nicht lange und Philip, Philomena und Hannah lagen auf dem Boden ihres Klassenzimmers und schmökerten in den neuen Schätzen.

Es spielte keine Rolle, was die jungen Leseratten verschlangen. Ob anspruchsvolle Jugendromane oder kleine Bücher für Leseanfänger - Hauptsache es wurde gelesen. Und wer am Lesetag nicht laut vorlesen wollte, tat dies leise für sich oder ließ sich beim Basteln vom Inhalt eines Buches inspirieren.

Die Leseförderung ist fest verankert im Unterrichtskonzept der Grundschule Brietlingen. Die Förderung ist individuell. Birte Leder nimmt den Lesefortschritt jedes einzelnen Schülers ihrer Klasse wahr. Zum Programm gehört beispielsweise ab der ersten Kasse die Nutzung des Leseprogramms "antolin" im Internet.

Es stellt einen besonderen Reiz für junge Leser dar, zu einem gelesenen Buch selbstständig Fragen am Computer zu beantworten und dafür mit Punkten belohnt zu werden.

"Pro Schuljahr sind wie bemüht ein Buch im Unterricht zu lesen", berichtet die Lehrerin "Darüber hinaus geschieht die Leseförderung immer spielerisch, es soll ihnen gefallen und sie motivieren." Bereits Schulanfänger erhalten einen Leseausweis für die Schulbücherei. "Es ist um einiges anstrengender ein Buch zu lesen, als einem Trickfilm zu folgen." Doch wer es geschafft hat, berichtet voller Stolz darüber und hat zudem ein Abenteuer erlebt.

Dankbar ist die Schulleitung für Elternhilfe. Eltern organisieren die Bücherei und stehen als "Lesemütter" zur Begleitung des Lesens in kleinen Gruppen währende des Unterrichts zur Verfügung. Besonders Kinder mit Leseschwächen erhalten dabei die Chance, in Ruhe vorlesen zu dürfen.

Gleiches gilt für die freiwilligen Mitarbeiter des Lüneburger Vereins Mentor. Diese ehrenamtlichen Lesehelfer verbringen zweimal wöchentlich mehrere Stunden in der Schule. Sie unterstützen Kinder, die aus unterschiedlichsten Gründen Probleme mit der deutschen Sprache haben, beim Lesenlernen. Birte Leder fasst die Aktivitäten aus pädagogischer Sicht so zusammen: "Lesen macht Kinder klüger und bereitet sie auf das Leben vor."