Computer sollen privat betrieben werden. Experten sind skeptisch und warnen klar vor Datenmissbrauch.

Lüneburg

An der Leuphana Universität gibt es Überlegungen, den Betrieb der Computersysteme an einen privaten Anbieter wie Google oder Microsoft abzugeben: "Die Hochschulleitung informiert sich derzeit ergebnisoffen über alle Angebote", sagte Universitätsvizepräsident Holm Keller gestern auf einem Medien-Colloqium an Leuphana.

Die Gesellschaft für Informatik e.V. hatte gemeinsam mit dem Fachbereich Informatik eine Reihe von Experten eingeladen - doch die Meinung der auf dem Podium anwesenden Sachverständigen war eindeutig: Es herrschte absolute Skepsis.

"Solche Angebote großer Unternehmen für den kostenlosen Betrieb von Computersystemen sind nur auf den ersten Blick kostenlos", sagte Constanze Kurz von der Gesellschaft für Informatik e.V. "Tatsächlich zahlen die Nutzer den Preis."

Kontrollverlust, Intransparenz und die Schaffung neuer Datenmonopole in den Händen Privater können die Folge der Einschaltung von Unternehmen sein: "Google erhebt in Europa Daten, die in den USA verarbeitet werden. Das europäische Datenschutzrecht gilt in den USA aber nicht", sagt AStA-Vertreter Björn Glüsen.

Gerade Google ist in letzter Zeit bei Datenschützern stark in die Kritik geraten: "Ich weise nur auf das Projekt Street-View hin, bei dem digitale Stadtpläne erstellt und ganze Straßenzüge gefilmt werden. Viele Geschäftsideen dieser Firma sind mit unseren Vorstellungen von Datensicherheit nicht vereinbar", sagte Prof. Jürgen Taeger aus Oldenburg. "Für mich ist das Ganze eher eine Frage der Ethik als eine Frage der Machbarkeit", fasste der Jurist zusammen.

Als bedenklich sahen die Experten vor allem das Anhäufen großer Datenmengen in der Hand eines Anbieters an: "Jeder, der Daten sammelt, kann damit Unheil anrichten. Einen perfekten Datenschutz gibt es nicht, man kann lediglich die Hürden für den Missbrauch erhöhen. Mit jeder Auslagerung von Datensätzen geht ein Kontrollverlust einher. Deshalb sollten wir uns fragen, was uns die Dienstleistung, die angeboten wird, eigentlich wert ist", sagte Prof. Eckhardt Bollow, Datenschutzbeauftragter der Leuphana.

Auf die Gefahren für die Demokratie, die mit der Verlagerung großer Datenmengen und einem Missbrauch einhergehen, wies Ingrid Pahlen-Brandt von der Freien Universität Berlin hin: "Die Unsicherheit der Nutzer über mögliche Folgen kann ihr Verhalten beeinflussen. Sie verzichten auf Möglichkeiten der Information, weil sie Sorge vor den Folgen haben", sagte Pahlen-Brandt.