Mit Marie möchte man nicht tauschen.

In die "Siechenmagd" erzählt die Historikern Ursula Neeb von Marie, der Tochter des Abdeckers in der mittelalterlichen Stadt Frankfurt am Main. Marie will die Armut ihrer Familie und die Verachtung ihrer Mitmenschen hinter sich lassen und geht in einem Siechenhospital in Stellung. Bei den Leprakranken lässt sich Geld verdienen, wenn man einen reichen Mann zum Dienstherrn hat. Für Marie ist es der ehemalige Kaufmann Ulrich Neuhaus, der sie fürstlich entlohnt - das Leben wird freundlicher für Marie. In der seltsamen Gesellschaft der Aussätzigen findet sie sogar eine Freundin - bis Marie die Annäherungsversuche ihres Dienstherrn zurückweist und damit ihr Unglück besiegelt.

Ursula Neeb erreicht ein Ziel, das viele historische Romane verfehlen: Sie lässt ein versunkenes Zeitalter auferstehen. Sprachlich manchmal noch ein wenig unbeholfen, aber dafür sehr sachkundig, führt sie den Leser durch eine Geschichte, die anrührt. Bücher wie dieses geben Hoffnung für ein Genre, das durch die Flut handwerklich schlecht gemachter Bücher viel Anziehungskraft verloren hat. (es)

Ursula Neeb: Die Siechenmagd. Societätsverlag, 2. Auflage 2008, ISBN 978-3-7973-1036-1, TB, 302 Seiten, 9,90 Euro