Zwei Männer sitzen im Auto, fahren durch die Wälder von Oregon.

Es gelingt ihnen nur mäßig, Konversation zu betreiben. Kurt und Mark haben sich Jahre nicht gesehen, und die Zeit ist nicht spurlos an ihnen vorübergegangen. Mark wird bald Vater und er fühlt sich sichtlich unwohl in seiner neuen Rolle. Doch ihm fehlen die Worte, sein Unbehagen auszudrücken. Dann schon lieber raus in die Wildnis mit seinem alten Kumpel.

Kurt (gespielt von Indierock-Veteran Will Oldham) ist das komplette Gegenteil von Mark: Ein Slacker, der seinen hohen Idealen nachhängt, aber im Grunde völlig ambitionslos vor sich hin lebt. Dass sich zwischen Mark und ihm Distanz aufgebaut hat, scheint er nicht zu begreifen. Und je argloser er über ihre Freundschaft und die guten alten Zeiten spricht, desto einsilbiger wird Mark auf der Fahrt.

Die amerikanische Regisseurin Kelly Reichhart nimmt sich in "Old Joy" der Generation 30plus an und zeigt die zwei langjährigen Freunde Mark und Kurt in all ihrer Entfremdung. Sie versichern sich ihrer Freundschaft, sind aber in Wahrheit keine Freunde mehr. "Old Joy" ist ein umfassendes Stimmungsbild und gleicht in seiner unaufdringlichen, minimalistischen Form einer Ballade. Im Scala ist der Streifen im Originalton mit deutschem Untertitel von heute an zu sehen. (jule)