Man sieht sie überall. Auf den Straßen, in der Bahn, auf der Rolltreppe. Morgens in der Kassenschlange, nachmittags im Park, abends an der Bushaltestelle. Von dunkelhäutigen Menschen ist die Rede, von denjenigen, die man gemeinhin als “Ausländer“ identifiziert. Längst gehören sie zum Stadtbild.

Doch sind sie tatsächlich überall zu sehen? Ich versuche mich zu erinnern, wann ich zum letzten Mal ein afrikanisches Gesicht auf dem Campus meiner Uni gesehen habe. Das Ergebnis: Ich bin mir nicht sicher, dort überhaupt schon einmal einen Afrikaner gesehen zu haben!

Wie ist das möglich - sind wir nicht längst globalisiert, multikulturalisiert, vollkommen durchmischt eben? Ja, das sind wir. Das mit der Globalisierung klappt sogar derart gut, dass sich tagtäglich tausende von Menschen auf der Flucht vor Armut und Verfolgung von einem x-beliebigen Schlepper quer durch die Welt schicken lassen - von Nigeria nach Lampedusa, von Afghanistan nach Calais.

Doch was diejenigen erwarten kann, die die angestrebte Grenze lebendig erreichen, das klingt kaum nach fröhlicher Völkerdurchmischung: Abschiebehaft. Behördenwillkür. Jahrelanges Warten auf die begehrte Aufenthaltserlaubnis.

Das Ganze begleitet vom alltäglichen Rassismus auf unseren heimischen Straßen. Und sollte so ein Mensch dann letztlich doch zu einem "legalen" Arbeitssuchenden aufgestiegen sein, dann bleibt meist nur die Auswahl zwischen Bahnsteigreinigung und Kloputzen.

Die Themen gute Schulbildung und Hochschulausbildung liegt weit jenseits des Horizonts dieser Menschen. Selbst wenn ihre Einbürgerung funktioniert hat, selbst wenn die Kinder hier bereits aufgewachsen sind: Wer sollte jemals solche Ausbildungskosten tragen? Die Einführung der Studiengebühren hat die vorher zuvor schon bestehende Ungleichheit zwischen Inländern und Migranten solide festbetoniert. Und das wertvolle Potenzial so vieler Menschen geht weiterhin unwiederbringlich verloren.