Das Elbmarschdorf Lüdershausen stemmt sich gegen den Trend: Hier gibt es sogar eine Kinderabteilung.

Lüdershausen

Die Hilferufe der niedersächsischen Feuerwehren werden lauter. Den Brandschützern fehlt der Nachwuchs. Oft ist es für sie bei Einsätzen schwer, eine schlagkräftige Truppe auf die Beine zu stellen.

Vor allem die Wehren in kleinen Dörfern leiden schon jetzt unter dem demografischen Wandel. Die alten Feuerwehrleute gehen in den Ruhestand, junge rücken kaum noch nach. So musste im Landkreis Lüneburg bereits eine Ortswehr aufgeben. Im Reppenstedter Ortsteil Dachtmissen mit seinen 180 Einwohnern erreichte die freiwillige Feuerwehr die gesetzlich vorgeschriebene Mindeststärke von 22 Feuerwehrmännern und -frauen nicht mehr und wurde vor zwei Jahren aufgelöst.

Nicht ganz so klein wie Dachtmissen ist das Elbmarschdorf Lüdershausen. Der Brietlinger Ortsteil hat zwar auch nur etwa 490 Einwohner, doch der Brandschutz ist hier nicht in Gefahr. Ortsbrandmeister Reinhard Nack ist in einer komfortablen Lage im Vergleich zu anderen Feuerwehrchefs in Niedersachsen. Er sagt: ,,Unser Fundus an Nachwuchs ist groß. In der Regel treten 75 Prozent aller Mitglieder der Jugendfeuerwehr in die aktive Wehr über."

Der Grundstein, dass die kleine Ortswehr bisher immer über genügend Personal verfügte - zurzeit sind es 41 aktive Brandschützer -, wurde vor 50 Jahren gelegt. Der damalige Wehrführer Heinrich Meyn rief im Frühjahr 1959 die Jugendfeuerwehr Lüdershausen ins Leben. Acht Jungen bildeten die erste Jugendwehr im Landkreis Lüneburg. Gartenschläuche und ein alter Rasenkultivator als Fahrzeug waren das Rüstzeug, mit dem sie die ersten Handgriffe erlernten.

Ein halbes Jahrhundert später gehören der Jugendfeuerwehr 15 Jugendliche im Alter von zehn bis 18 Jahren und es gibt sogar eine Kinderfeuerwehr, bei der zehn Sechs- bis Zehnjährige mitmischen. Jugendwart Martin Grunert weiß, was die jungen Leute reizt: ,,Jeder bei uns im Dorf tritt in die Feuerwehr ein, weil das Gemeinschaftsgefühl sehr ausgeprägt ist." Aber das seien nicht die einzigen Gründe. ,,Kinder- und Jugendwehr bieten eine Vielfalt bei der Freizeitgestaltung an: Zelten, Spiele, Ausflüge, Umweltschutz und Umgang mit Technik sind attraktiv für die jungen Leute."

Ortsbrandmeister Nack sagt es so: ,,Die Jugendarbeit der Feuerwehr ist die einzige Möglichkeit für die Kinder im Dorf, etwas organisiert zu machen." Doch trotz regen Zulaufs, so Grunert, müssten er und seine Mitstreiter auch die Werbetrommel rühren. ,,Wir sprechen Kinder gezielt an, um neue Mitglieder zu gewinnen."

Das war bei Falko Schütte (10) nicht nötig. Er ist zwar erst seit knapp einem Jahr mit von der Partie, doch seine Leidenschaft für die Feuerwehr erwachte schon, als er noch ein Knirps war. Er konnte es kaum abwarten, alt genug für die Jugendwehr zu werden. Er erzählt: ,,Ich habe immer bei Übungen zugeguckt und beim Fasching trug ich ein Feuerwehrmann-Kostüm." Feuerwehr macht Spaß, sagt Falko. ,,Anderen Menschen zu helfen, ist toll. Aber das ist auch eine große Verantwortung." Bei so viel Überzeugung, steht für ihn schon heute fest: ,,Ich will später Ortsbrandmeister werden, weil das ein wichtiger Posten ist."

Falko wäre nicht der erste, der die Karriereleiter von der Jugendwehr zum Feuerwehrchef in Lüdershausen hinaufklettern würde. Auch der aktuelle Ortsbrandmeister Reinhard Nack (50) hat bei der Nachwuchstruppe angefangen. Und nicht nur er. ,,Bis auf einen Quereinsteiger besteht das gesamte Ortskommando aus ehemaligen Mitgliedern der Jugendfeuerwehr", berichtet Nack.