Kultusministerin Elisabeth Heister-Neumann (CDU) findet in Lüneburg Unterstützung für ihre Reformpläne.

Lüneburg

Für Niedersachsens Kultusministerin Elisabeth Heister-Neumann muss der Besuch des Technologiezentrums der Handwerkskammer am Freitag wie Labsal gewesen sein. In den vergangenen Tagen hatte es immer wieder heftige Kritik am Vorhaben der niedersächsischen Landesregierung gegeben, an Integrierten Gesamtschulen (IGS) das Abitur nach zwölf Schuljahren einzuführen - gerade auch aus Lüneburg.

"Das achtjährige Gymnasium eröffnet den Schülern keine besseren Chancen - weder in Deutschland noch in Europa", sagt Kreiselternratsvorsitzender Dietmar May. "Es muss auch weiterhin die Möglichkeit geben, das Abitur nach 13 Jahren abzulegen." Dafür solle es neben dem klassischen dreigliedrigem Schulsystem auch die Integrierten Gesamtschulen geben.

Doch nun erhält die Ministerin Unterstützung von der Lüneburger Wirtschaft. "Das Abitur nach zwölf Jahren ist nicht Turbo, sondern internationaler Standard", erklärt Michael Zeinert, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Lüneburg-Wolfsburg. "Wenn deutsche Hochschulabsolventen ins Arbeitsleben eintreten, sind sie in der Regel drei bis fünf Jahre älter als ihre Mitbewerber aus anderen europäischen Staaten."

Elternvertreter May vermutet aber, dass die Wulff-Regierung noch andere Motive hat: "Die wollen die IGS abwürgen." Zu diesem Vorwurf sagt Heister-Neumann lediglich: "Unsere Integrierten Gesamtschulen sind in der Lage, das Abitur nach zwölf Jahren anzubieten. Das traue ich diesen Schulen zu."

Bei ihrem Lüneburg-Besuch lobte sie vor allem jene Akademiker, die über den Meisterbrief an die Hochschulen gelangen: "In den berufsorientierten Bereichen sind das unsere Besten." Auch John Driver, bei der HWK für die Technologische Lehrlingsqualifizierung zuständig, findet: "Die berufliche Bildung muss als gleichwertig mit der klassischen Schulbildung anerkannt werden." Er beklagt mangelnde Praktika: "Viele Schüler bringen nicht das nötige Handwerkszeug für eine Lehre mit."