Die Niedersächsische Landesregierung besteht auf Änderung des Schulgesetzes: Auch an Integrierten Gesamtschulen soll nach zwölf Jahren Schluss sein.

Lüneburg

"Am 6. August werden wir mit unserer Schule an den Start gehen", sagt Klaus-Peter Hummes. Der Leiter der Planungsgruppe für den Aufbau der Integrierten Gesamtschule (IGS) am Schulzentrum Kaltenmoor ist seit Ende Februar dabei, alles für diesen Start vorzubereiten. "Derzeit arbeiten wir am Unterrichtskonzept und versuchen parallel die Personaldecke zu schließen", so der 59-Jährige, der auch noch an der Kooperativen Gesamtschule in Bad Bevensen unterrichtet und dort die didaktische Leitung inne hat.

Viel Arbeit, die die Niedersächsische Landesregierung jetzt zunichte zu machen droht. Als einziges Bundesland beabsichtigt die Landesregierung das Schulgesetz für Integrierte Gesamtschulen und die jahrgangsbezogenen Kooperativen Gesamtschulen dahin gehend zu ändern, dass auch an diesen Schulen das Abitur nach zwölf Jahren (G8 genannt) gemacht werden muss.

"Dann ist das, was wir hier machen, keine IGS mehr", sagt Hummes und erklärt: "Wir wollen hier eine Schule für alle Kinder, ohne dass nach Leistungsniveau vorsortiert wird. Wird das Abi nach der zwölften Klasse eingeführt, dann sind die Kinder gezwungen sich schon früh für einen Abschluss zu entscheiden und den entsprechend Kurs zu belegen, da sonst der Lernstoff nicht zu bewältigen ist."

Sabine Heggemann ist als Elternvertreterin in der Planungsgruppe. Sie sagt: "Zurzeit haben die Eltern die Wahl, ihre Kinder entweder für den Bildungsgang am Gymnasium anzumelden, der das Abitur nach der zwölften Klasse vorsieht, oder sich für die IGS zu entscheiden, wo die Kinder den Abschluss nach dem 13. Jahrgang machen." Diese Wahlmöglichkeit müsse besonders im Interesse der Kinder erhalten bleiben. An der neuen IGS am Schulzentrum Kaltenmoor werden von August an rund 150 Kinder aus Stadt und Land in fünf Klassen unterrichtet. Im Vordergrund steht hierbei die individuelle Förderung. Eine Unterteilung in Haupt-, Real- oder Gymnasialstufen gibt es nicht. Jeder Schüler hat die Möglichkeit, je nach belegten Kursen den entsprechenden Schulabschluss von Hauptabschluss bis zur allgemeinen Hochschulreife zu erlangen.

Wie man den Planungen der Landesregierung und der Kultusministerin Elisabeth Heister-Neumann entgegen wirken könne, da ist auch die IGS-Planungsgruppe ratlos. Elternvertreterin Dorothee Schindler: "Woanders gehen die Lehrer, Eltern und Schüler auf die Straße und demonstrieren dagegen." Doch Schindler glaubt nicht, dass man das in Lüneburg für die noch nicht mal bestehende IGS organisiert bekommt. "Dort, wo sich die Schulform der IGS bewährt hat, weiß man, was man hat und ist auch bereit dafür zu kämpfen. Doch hier ist das noch nicht so."

Eines weiß Klaus-Peter Hummes, der die IGS zunächst auch kommissarisch leiten wird, jedoch jetzt schon: "Kommt G8 müssen wir schon im Schuljahr 2010 umdenken und umstrukturieren."