Die Uni ist ein kleiner Mikrokosmos für sich, das ist ja nichts Neues. Hier gelten ganz eigene Regeln und die lernt man eigentlich in den ersten Wochen.

Schwieriger - und ein weitgehend unerforschtes Feld der Wissenschaft - sind die verschlungenen Wege der Kommunikation an der Uni. Und damit meine ich nicht etwa virtuelle Lernplattformen oder Moodle-Groups. Mystudy sei gepriesen bis in alle Ewigkeit!

Nein, neben all den modernen Möglichkeiten des Austausches hat sich an der Uni ein Kommunikationsbiotop entwickelt, eine Art Kommunikationschutzgebiet. Wie ein kleines, unbeugsames Dorf, dass den elektronischen Eindringlingen immer noch Widerstand leistet. Um Bescheid zu wissen, kann man hier immer noch nicht auf die klassische Dreifaltigkeit der Kommunikation verzichten: Das Schwarze Brett, das Gespräch und das Gerücht!

Egal ob bei der Suche nach einer Wohnung, nach einem Praktikum oder nach einem Seminar. Will man sicher gehen, dass einem nichts entgeht, muss man sich wohl oder übel auf die Tour durch 16 Gebäude machen und geschätzte 1000 Aushänge lesen. Denn die entscheidende Information steht garantiert mal wieder nicht oder falsch im Internet.

Die einzige Alternative ist ein gepflegtes Kommunikationsnetzwerk und ein gewisses Gottvertrauen: "Ich treffe schon irgendwann irgendwen, der irgendwo im Hörsaal fünf was gesehen hat..." Und das führt natürlich zur Hochkonjunktur von Gerüchten und Geschichten. "Hast du schon gesehen?" und "Hast du schon gehört?" sind wohl die meisten Satzanfänge von Mensagesprächen.

Ein Tipp vom alten Hasen: Wer an der Uni die antiquierten Kommunikationsregeln nicht berücksichtigt, der steht meist vor verschlossenen Türen (Sprechstunde verschoben - stand doch am Schwarzen Brett!), sitzt im falschen Seminar (das ist nur für Leuphanten - hast du das nicht gehört?) und kriegt doofe, unbezahlte Praktika. Also, haltet die Augen und Ohren auf!

Ines Tannert studiert Angewandte Kulturwissenschaften an der Uni Lüneburg.