Immer ein gutes Rezept: Erst eine Nische suchen, dann eine Idee finden, die zum jeweiligen Existenzgründer gut passt.

Lüneburg. Sandra Malz hat es gewagt: Seit dem 16. März 2009 ist sie Unternehmerin. Die Hörgeräteakustikmeisterin denkt sogar schon daran, im Herbst einen Auszubildenden einzustellen - und das alles mitten in einer weltweiten Finanzkrise.

"Das hat mich nicht abgeschreckt", sagt sie. Vor einem Jahr ist sie Mutter geworden, in der Industrie wollte sie deshalb nicht mehr tätig sein: "Für mich musste eine Alternative her, deshalb habe ich den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt."

Auch wenn die Gesundheitsbranche in den letzten Jahren von Sparprogrammen und Reformen gebeutelt wurde, sieht sie eine gute Perspektive: "Gut hören müssen die Menschen immer."

Um sich schnell am Markt platzieren zu können, bietet sie ihren Kunden möglichst viel Service an: "Parkplätze vor dem Haus, das ist besonders für Ältere wichtig. Außerdem mache ich Hausbesuche."

"Eine Nische suchen, eine Idee finden, die gut zum jeweiligen Existenzgründer passt, das ist immer ein gutes Rezept - auch in einer Wirtschaftsflaute", sagt Birgit Schmidt von der Wirtschaftsförderungsgesellschaft für Stadt und Landkreis Lüneburg (WLG). Sie berät Existenzgründer seit Jahren: "Eine gute Vorbereitung ist immer wichtig."

Das bestätigt auch Thorben Flach, Mitinhaber der Firma TAP Solutions. Das junge Unternehmen bietet Gebäude- und Systemtechnik für gewerbliche und private Bauten an: "Nur wenn der Geschäftsplan und das Konzept stimmig sind, kommt man weiter. Unser Markt ist noch jung, da bieten sich viele Chancen."

Schlechte Wirtschaftsprognosen haben ihn nicht von seinem Vorhaben abgehalten: "Wirtschaftsflauten gibt es immer, damit muss man leben. Flexibel bleiben, Netzwerke aufbauen und einen vernünftigen Standort aussuchen - das ist wichtig", sagt Flach.

Drei Praktikanten sollen zukünftig das bisher dreiköpfige Team aus einem Ingenieur, einem Informatiker und einem Wirtschaftsjuristen bereichern. "Kennen gelernt haben wir uns an Leuphana. Die Nähe zur Uni schafft ein günstiges Klima für Gründer", sagt Flach.

Passender Standort, ein ausgefeiltes Konzept und eine solide Finanzierung - das sind die drei Säulen einer Existenzgründung: "Und um diese Säulen aufbauen zu können, sollte ein Gründer gerade im Moment jedes passende Beratungsangebot annehmen", sagt Sönke Feldhusen, Leiter des Geschäftsbereichs Starthilfe und Unternehmensförderung an der IHK Lüneburg-Wolfsburg.

Ganz spurlos geht die Krise an den Gründern seiner Ansicht nach nicht vorüber: "Das hat Auswirkungen, zum Beispiel bei der Einschätzung von Unternehmenskonzepten. Ein wichtiger Faktor ist die Branche, in der gegründet werden soll. Nicht so gut sieht es zum Beispiel in der Transportbranche aus", sagt Feldhusen. "Gut laufen dagegen weiter Innovationen im IT-Bereich. Beim Handel könnte es einen Einbruch geben, wenn die Kurzarbeiterreglungen in den Betrieben auslaufen - das ist aber schwer zu prognostizieren."

Teilweise ist es für Unternehmensgründer schwieriger geworden, an Kapital für eine Gründung heranzukommen: "Das Bild ist uneinheitlich. Manche Kreditinstitute sind weniger von der Finanzkrise betroffen und andere mehr. Die Kreditvergabe läuft sehr unterschiedlich."

Einen Trost gibt es: "Es bieten sich zahlreiche Möglichkeiten, um Fördermitteln zu beantragen. Auch hier hilft eine gute Beratung", sagt Birgit Schmidt von der WLG.

Beratung für Existenzgründer gibt es bei Birgit Schmidt von der WLG (Telefon 04131/208 20), Sven Heitmann von der IHK (Telefon 04131/74 22 18) und Gabriela Nokel von der HWK Lüneburg (Telefon 04131/71 21 65).