Jugendliche erzählen, warum ihnen die christliche Entscheidung wichtig ist. Lüneburger Kirchen beschreiten im Unterricht neue Wege.

Lüneburg

Warum Konfirmation? Da muss Konfirmand Lukas Theidel (14) nicht lange überlegen: "Das Gefühl, dazuzugehören." Als vollwertiges Gemeindemitglied könne er etwa Pate werden. Das reizt auch Theresa Fischer (15) und Leonie Aschenbrenner (14). Lukas weiß, was er von Kirche erwartet: Er wünscht sich mehr "andere Gesichter" auf der Kanzel.

Pastorin Renate Schwarz-Schieferdecker vorn der Sankt-Michaelis-Kirche bestätigt: "Die Jugendlichen sind heute selbstbestimmter als früher." Und wie zur Bestätigung sagt Lukas: "Manchmal ist die Predigt schon echt langweilig."

Warum dann Konfirmation? Immerhin erhalten 37 Jugendliche 2009 in den Gemeinden Sankt Nikolai und Johannis den Konfirmationssegen.

Schwarz-Schieferdecker sieht Geldgeschenke nur als einen zusätzlichen Anreiz. Doch sind Vierzehnjährige nicht überfordert mit der Konfirmationsentscheidung, die eine Art Bestärkung des Glaubens nach der Taufe sein soll?

Pastor Ingo Reimann von St. Johannis sagt: "In jedem Lebensabschnitt müssen neue Antworten auf Glaubenfragen gesucht werden. Einige treten mit zwanzig wieder aus." Pastorin Ulrike Grüneklee von der Sankt-Nikolai-Gemeinde erzählt von einer "nicht zu unterschätzenden" Minderheit, die mit eigenen Fragen käme. Aber auch die Entscheidung der Freunde sei für viele ausschlaggebend. Für Jungen spiele laut Schwarz-Schieferdecker der erste Alkoholgenuss eine große Rolle als Schritt in Richtung Erwachsenenwelt. Mädchen sei hingegen wichtiger, sich in Krisensituationen in der Kirche aufgehoben zu fühlen. Treue und Beständigkeit seien für beide Geschlechtern bedeutsam. Überhaupt gehe es um die nicht in erster Linie religiöse Frage "Wo gehöre ich hin?", so Grüneklee.

Statt Frontalunterricht zeigt Pastor Reimann Filme und lässt eigene Gebete verfassen. "Auch durch Segnungen fühlen sich Jugendliche persönlich angesprochen."

Neben Pflicht-Gottesdiensten können Lüneburger Konfirmanden im Gemeindepraktikum verschiedene Gemeindebereiche kennenlernen. In Sankt Nikolai etwa den Unterricht für die Konfirmanden der "Förderschule für geistige Entwicklung" am Knieberg. Für ihren Festtag üben sie derzeit die Geschichte vom verlorenen Sohn als Schattenspiel ein. Diakonin Elke Bode betont die eigene Entscheidung der Jugendlichen, sich konfirmieren zu lassen.

Schwarz-Schieferdecker berichtet von der Projektphase, in der Konfirmanden einen PC-Kurs für Senioren anboten. "Selbst anpacken, in Bewegung kommen, das ist immer gut", sagt die Pastorin. Deshalb besuche sie mit ihrer Gruppe den Friedhof, um dort über Trauern ins Gespräch zu kommen. Interessant sei es für Jugendliche auch diakonische Einrichtungen kennenzulernen, etwa wenn es um Probleme in der Familie gehe.

Grüneklee lädt zum Unterricht in die Kirche. Kunstwerke bieten dort einen Ausgangspunkt für den Unterricht. Für sie auch "Übersetzungsarbeit", damit sich die Jugendlichen später allein Texte erschließen können. Während Schwarz-Schieferdecker Jugendliche als bibelfest erlebt, sagt Grüneklee: "Für viele ist Kirche neu."

Im Konfirmandenunterricht wurde auch über den jüngsten Amoklauf gesprochen. Leonie: "Es ging um total spannende Themen." Die Konfirmandenfahrt nach Berlin mit Station im jüdischen Museum und auch das Pastoren-Paar Schieferdecker bekommen gute Noten. Für Leonie ist klar, dass sie sich weiter einbringen will.