Angst war immer schon ein schlechter Ratgeber, wie die deutsche Sprichwortkiste weiß.

Von Frau Maischbergers Talkgästen hörte man jüngst Genaueres: Ein Gast offenbarte zum Thema Abnehmen den außergewöhnlichen Standpunkt, dass Dicke nicht vordergründig durch zu viele Kalorien bei zu wenig Sport dick geworden wären, sondern durch die Angst ihrer Mütter, dass ihre Kinder einmal dick werden könnten! "Negative vibrations" also seien Mitverursacher für ein gefürchtetes Leid.

Spinnen wir den Gedanken einmal weiter, denn er gilt natürlich nicht nur im Bereich des Körpergewichts, sondern - überall. Das Gefährlichste am Rauchen wäre demnach, die schwarz-weißen Hinweisschildchen auf den Zigarettenpackungen zu lesen - und ihnen zu glauben. Ein anderer Gast von Frau Maischberger wusste einmal, dass Krebs eine Folge von (unbewusster) Angst sei. Kuba-Sänger Compay Segundo trieb sicher nie Angst vor Lungenkrebs um. Nachdem er 80 Jahre lang Zigarre geraucht hatte, starb er an einem Nierenleiden.

Unbewusst habe ich die Angst deshalb genannt, weil sie nicht mit Schweißausbrüchen und Herzrasen zusammenhängt, sondern weil schon ein zweifelnder Gedanke genügt. Niemand würde sagen, er hat Angst vor den Tränen, die beim Zwiebeln schneiden aufsteigen. Aber allein der Gedanke daran reicht schon aus, und die Tränen fließen während man schneidet. Aber wenn schon Gedanken reichen, wie konnte dann Frau Merkel ungeniert öffentlich verkünden, 2009 werde "ein Jahr schlechter Nachrichten"? Na hoffentlich nimmt ihr das niemand ernsthaft ab.

Anja Pistorius studiert Angewandte Kulturwissenschaften an der Uni Lüneburg.