Ehrenamtlich beraten Laura und Nele andere Jugendliche - und lernen dabei für das Leben.

Lüneburg

Probleme mit dem Freund, in der Schule oder in der Familie - das sind die häufigsten Gründe für einen Anruf bei Laura (16) und Nele (17). Die beiden Gymnasiastinnen arbeiten ehrenamtlich als Telefonseelsorgerinnen in dem Kinderschutzbund-Projekt "Jugendliche beraten Jugendliche". "Vielen sind ihre Probleme peinlich, aber da unsere Beratung anonym ist, ist auch die Hemmschwelle geringer, mit uns zu reden", sagt Nele. Jeden Sonnabend von 14 bis 18 Uhr sind die jungen Beraterinnen für andere Altersgenossen erreichbar.

Besonders schön an ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit findet Laura, "dass man Gleichaltrigen helfen kann". Das entsprechende Handwerkszeug haben die beiden Mädchen in einer umfassenden theoretischen Ausbildung erlernt. Im Anschluss wurden sie durch erwachsene Beraterinnen gecoacht. Auch von Marah Leyer. Die 22-Jährige hat wie Laura und Nele einst ebenfalls im selben Projekt angefangen. Inzwischen ist Leyer in die Erwachsenengruppe gewechselt, berät von montags bis freitags Kinder und Jugendliche bei der "Nummer gegen Kummer".

Auf sieben Jahre Erfahrung kann Leyer bereits zurück blicken. "Die Probleme", sagt sie, "sind extremer geworden." Vor allem Suiziddrohungen und Missbrauchsfälle seien heute stärker vertreten als früher. Und manchmal könne da eben ein gleichaltriger Ansprechpartner eher helfen. Leyer: "Weil die Jugendlichen oft ganz anders an die Beratung rangehen. Sie sind einfach näher dran an den Problemen der Gleichaltrigen. Deshalb ist es so toll, dass es das Projekt gibt."

Was sie genau machen, um den anderen zu helfen, erklärt Laura: "Wir hören aufmerksam zu, ermutigen die Anrufer und fragen nach, ob wir ihr Problem richtig verstanden haben. Im Grunde stellen wir ganz viele Fragen, damit der Anrufer selber merkt was mit ihm los ist und wie er das ändern kann."

Mittlerweile haben Nele und Laura schon Routine bei den Telefonaten. Vor zwei Jahren haben sie mit der Ausbildung begonnen, seit einem Jahr telefonieren sie allein. Und das Telefon klingelt in den Sprechzeiten pausenlos. Gemeinsam mit den vier anderen Kolleginnen haben Nele und Laura im vergangenen Jahr insgesamt 11 105 Anrufe entgegen genommen. Davon waren allerdings nur 3280 echte Beratungsgespräche. Bei den restlichen Anrufen wurde entweder sofort aufgelegt, geschwiegen oder es handelte sich um Telefonstreiche und sexuelle Belästigungen der Mädchen. Denn auch das komme leider vor, so Monika Montz, die erste Vorsitzende des Kinderschutzbundes.

Doch zur Unterstützung haben die Mädchen ja auch immer Marah Leyer und Monika Montz an ihrer Seite: "Wenn es kritisch wird, bekommen wir sofort große Ohren", sagt Montz. Und wenn ein Telefonat die Mädchen mal nicht loslässt und die Probleme des Anrufers zur Belastung werden, gibt es ja auch immer noch die Supervision. Laura: "Einmal im Monat besprechen wir schwierige Telefonate in der Gruppe. Das hilft, da trägt man die Last nicht mehr alleine."

Noch in diesem Jahr bekommt das sechsköpfige Team der Jugend-Hotline Verstärkung. Montz: "Wir schulen gerade 15 weitere Jugendliche. Und diesmal sind auch zwei Jungen dabei, das finde ich besonders toll." Im Oktober wird das Projekt zehn Jahre alt und pünktlich zum Geburtstag werden die neuen Beraterinnen ihren ehrenamtlichen Job antreten können. Der Vorteil für die Jugendlichen liege darin, dass sie einen großen Nutzen für sich selbst aus der Tätigkeit ziehen könnten, sagt Monika Montz. Und Marah Leyer kennt das aus eigener Erfahrung: "Man lernt ganz viel dadurch, auch für sich selber."

Beratung: Jugendliche beraten Jugendliche jeden Sonnabend von 14 bis 18 Uhr. Telefonnummer: 0800/111 03 33. Von montags bis freitags sind erwachsene Berater zwischen 15 und 19 Uhr unter der selben Nummer zu erreichen.

Unterstützung: Der Förderverein "Jugendliche beraten Jugendliche" sucht dringend neue Mitglieder. Der Mindestbeitrag beträgt 20 Euro im Jahr. Kontakt: info@kinderschutzbund-lueneburg.de