Es ist Sonnabend, 23.30 Uhr. Meine Freunde sind alle in der Stadt und feiern das Wochenende.

Mich fragt schon seit drei Wochen niemand mehr, ob ich mit möchte. Denn: Ich bin kein Student mehr, ich bin jetzt Forscher.

In meinem Rucksack befinden sich Kamera, GPS-Gerät, Notizblock, Kompass, zwei Scheinwerfer und jede Menge Ersatzbatterien. Trotz der sommerlichen Temperaturen ziehe ich mir zwei Pullover unter die dicke Jacke, weil ich die ganze Nacht im Freien verbringen wird. Und Gerade als ich mich auf meinen 0,5 PS Roller setze, um die 30 km zu dem kleinen Waldstück bei Niendorf zu fahren, fängt es auch schon an zu regnen.

Toll, denke ich, und meine das wörtlich. Denn die Tierchen, die mich von meiner gemütlichen Abendgestaltung abhalten, sind Feuersalamander und die mögen es nass. Während ich mich also mit einer sagenhaften Durchschnittsgeschwindigkeit von 25 km/h Richtung Forscherglück kämpfe, steigt mit zunehmendem Durchweichungsgrad meiner Klamotten auch mein Optimismus. Viel zu viele Nächte habe ich mir in letzter Zeit schon erfolglos um die Ohren geschlagen. Doch nach dem viel zu schönen Frühlingswetter der vergangenen Tage könnte es nun endlich klappen!

Eine Stunde später stapfe ich wacker in Schlangenlinien durch den dunklen Wald und bleibe alle zwei Meter stehen. Hat da nicht gerade etwas geraschelt? Mein Herz klopft wie verrückt. Ich schleiche mich Schritt für Schritt an das Geräusch heran. Und tatsächlich, da ist er: Mein erster Feuersalamander! Kein Dozent an der Uni, keine Vorlesung, kein Buch hat mich vor dem gewarnt, was in diesem Moment jede Forschungsmethodik über Bord zu werfen droht: Die pure Begeisterung eines kleinen Jungen!

Und so bleibe ich wohl noch eine Weile der einzige Mensch weit und breit, der auf schlechtes Wetter hofft.

Heiko Behrens hat an der Uni Lüneburg Umweltwissenschaften studiert.