Die Sonne scheint dieser Tage vom Himmel, als ob wir Hochsommer hätten.

Die Sonne scheint dieser Tage vom Himmel, als ob wir Hochsommer hätten. Die Bäume und Büsche sprießen um die Wette und man kann den Blumen und Pflänzchen beim Wachsen regelrecht zuschauen. Ich sitze im Liebesgrund und lasse dieses pulsierende Gedeihen auf mich wirken. Schließlich ließ uns der gnadenlose Winter lange genug darauf warten.

Gern würde ich in einem botanischen Tagtraum versinken, wenn neben mir die idyllische Wachstumsphase nicht ständig durch ein lautstarkes und markerschütterndes "Hatschi, oh Gott, oh Gott, ist das wieder heftig dieses Jahr" gestört werden würde.

Der Heuschnupfen hat pünktlich mit der Warmzeit Einzug gehalten. Überall rotzende und schniefende Feuerwehrnasen. Ich kann mich zu den Glücklichen zählen, die an der Grasnarbe entlang rutschen können, ohne in komatöse Niesanfälle zu verfallen.

Klar, habe ich Mitleid mit jenen armen Geschöpfen. Ich frage mich aber auch: Ist es nur Einbildung, oder werden es wirklich jedes Jahr mehr Menschen, die allergisch auf Mutter Natur reagieren? Liegt es tatsächlich daran, dass die Luft immer schmutziger wird? Wenn dem so ist, gilt das auch für "Little Lüneburg"? Oder liegt es daran, dass wir uns immer mehr von unseren Wurzeln entfernen, uns lieber mit künstlichem Klima umgeben und deshalb durchdrehen, wenn wir mal an einer Blume schnuppern?

Mich stimmt das immer nachdenklich. Hoffentlich bin ich im nächsten Jahr nicht auch dran, denke ich, während ich meinem Gegenüber ein Taschentuch reiche.