Seit dem 1. April und noch bis 15. Juli müssen Hundehalter in der freien Natur wieder besonders aufmerksam und rücksichtsvoll sein.

Neben dem Stockeinsatz beim strammen Walken den ungestümen Mischlingsrüden Bootsmann an der langen Leine zu zügeln, ist schwierig, kostet Kraft und einige Schweißtropfen mehr als üblich. "Das haben die Wildtiere während der Brut- und Setzzeit verdient", sagt Andrea Koglin. Sie gehört zu den aufgeklärten Bürgern und Naturfreunden, die um das Leid trächtiger Rehe, Rehkitze, Junghasen, Rebhühner und Co. wissen - und Rücksicht üben. "Ein Kitz, das von einem Hund beschnüffelt oder einem Menschen berührt worden ist, wird qualvoll verhungern, weil die Mutter es nicht mehr annimmt."

Noch sind die Ricken trächtig, doch schon bald liegen die weiß gefleckten Bambis versteckt im Gras und sollten vor stöbernden Hunden und querfeldein wandernden Menschen geschützt werden. Gleiches gilt auch für die Gelege von Bodenbrütern wie zum Beispiel Schnepfen, Kiebitzen und Fasanen.

Nicht nur im Wald, der Feldmark und auf den Elbwiesen besteht seit 1. April wieder Leinenzwang. Ebenso müsse in städtischen Bereichen auf die Brut- und Setzzeit Rücksicht genommen werden, heißt es in einer Erklärung des Niedersächsischen Landwirtschaftsministeriums. Obwohl in Grünanlagen oftmals kein Leinenzwang herrsche, werden Hundebesitzer gebeten, hier auf ihre Hunde zu achten

Tatsächlich hält sich der Großteil der Hundehalter an die Vorschriften, obwohl nicht alle genau um das Warum und Weshalb wissen. Nachdem Janna Timmer und René Reents auf einer Radtour durch das Waldareal bei Brietlingen von der Leinenpflicht erfuhren, legten sie umgehend ihren wilden Jack-Russel-Terrier Paul an die Leine.

Die von der Jägerschaft des Landkreises Lüneburg und dem Landkreis veröffentlichten gelben Flyer zur Brut- und Setzzeit bewirken kleine Wunder. Jäger, die in den kommenden Wochen auf freilaufende Hunde im Revier stoßen, werden den Besitzern diese Faltblätter überreichen, die Gründe und Regeln der Brut- und Setzzeit auflisten. Sie informieren kurz und knapp auch darüber, dass Zuwiderhandlungen mit einem Ordnungsgeld von bis zu 5000 Euro geahndet werden können.

Das jedoch steht für den 1. Vorsitzenden der Lüneburger Jägerschaft, Torsten Broder, nicht im Vordergrund. "Wie sollten vernünftig miteinander umgehen. Wenn ich einem Hundehalter den gelben Flyer in die Hand drücke, dann füge ich nur hinzu: Lesen Sie mal. Ich hoffe, so wird etwas in Bewegung gesetzt und manch einer macht sich Gedanken darüber, was dahinter steckt."

Normalerweise gelingt es keinem Hund ein Reh zu reißen. Die Ausnahme erfuhr der Lüneburger Jäger Heinrich Wöhnecke im vergangenen Jahr. Da fand er in seinem Bardowicker Revier sechs von Hunden gerissene Rehe.

Verständlich, dass er nunmehr gereizt auf freilaufende Hunde in seinem Revier reagiert. "Ich habe die Faxen dicke."