Über den Abriss der Häuser ist nicht entschieden. Anwohner demonstrierten in der Stadt

Lüneburg. Der Abriss von zwei Häusern in der Frommestraße steht noch keinesfalls fest. Das sagte Stadtsprecherin Suzanne Moenck gestern dem Abendblatt. Abriss sei eine von mehreren Optionen. Eine Entscheidung aber ist noch längst nicht gefallen. Darüber, dass die Mieter im leerstehenden ehemaligen Anna-Vogeley-Seniorenheim keine Zukunft haben werden, jedoch schon.

Wie berichtet, hätten einige Bewohner des Hauses 5 mit ihrem jüngst gegründeten Verein "Benicio" dort gern ein generationenübergreifendes Wohnprojekt ins Leben gerufen. Stadtsprecherin Moenck sagte dem Abendblatt gestern allerdings: "Das Anna-Vogeley-Heim ist keine Option, weil der Eigentümer bereits andere Pläne für eine Nutzung hat."

Der Idee des Wohnprojekts stehe die Verwaltung jedoch offen gegenüber. "Wir müssen unterscheiden zwischen kurzfristigen und langfristigen Lösungen", sagte Moenck. "Kurzfristig steht die Sicherheit der Bewohner im Vordergrund. Auch dabei sind wir behilflich. Langfristig sind wir immer gern gesprächsbereit. Wir sind durchaus aufgeschlossen einem Wohnprojekt gegenüber und würden es unterstützen, wenn die Mieter mit Ideen auf uns zu kommen. Aber: Kurzfristig hilft das nicht, die Erfahrung zeigt, dass solche Vorhaben ihre Zeit brauchen. Deswegen müssen die Mieter leider erst mal anderswo unterkommen."

Auch die Schlieffen-Kaserne könne längerfristig gesehen eine Möglichkeit sein, doch gehören die Gebäude dem Bund. Moenck: "Oberbürgermeister Mädge hat heute bei einem Gespräch in Berlin schon einmal angefragt, ob ein Block zur Verfügung gestellt werden könnte." Die Stadt selbst habe keine Häuser, die sie kurzfristig zur Verfügung stellen könne.

Geprüft wird auch, ob es möglich ist, die Frommestraße in ein Sanierungsgebiet umzuwandeln, ähnlich dem Wasserviertel. Dann könnten Eigentümer für Sanierungen Zuschüsse bekommen. "Doch auch so ein Schritt dauert bis zur Umsetzung und löst nicht das kurzfristige Problem."

Wenn der Erhalt der Frommestraßen-Häuser machbar sei, spreche sich die Stadt dafür aus. Die vorliegenden Dokumente und Briefe seien juristisch begründet. "Wir müssen auch mit der Eventualität des Abrisses planen und die Eigentumssituation ist bei Nummer 5 schwierig. Deswegen mussten wir die Schreiben aufsetzen." Der Abriss sei eine von mehreren Optionen, nicht die einzige. "Wenn jemand kommt und will das Haus sanieren, begleiten wir das positiv." Den Abrissantrag für die Nummer 4 könne die Verwaltung gar nicht genehmigen, dazu sei die Situation vor Ort zu kompliziert.

Am späten Nachmittag waren gestern zahlreiche Mieter der Frommestraße mit Sympathisanten unter dem Motto "Gentrifizierung stoppen - für ein buntes Viertel" auf die Straße gegangen. Suzanne Moenck kann Ängste vor Vertreibung zwar verstehen, sagte aber: "Wir wollen dort niemanden vertreiben und haben keine geheimen übergeordnete Pläne für das Viertel."