Lauenburg. Bekanntes Künstlerkollektiv begleitet das Projekt vom Umbau des Schankraums zum Gemeinschaftsbereich. Auch Bürger können mitreden.

Spätestens nach der Eröffnung der Stadtgalerie im Nachbarhaus, mit dem das Künstlerhaus an der Elbstraße 54 seit 2021 auch räumlich verbunden ist, fällt er auf: der dunkelbraune, wuchtige Tresen im Erdgeschoss. „Dieser Raum fällt in seiner Ästhetik gegenüber den neuen, modern gestalteten Räumen einfach ab“, sagt Marita Landgraf, Künstlerische Leiterin des Künstlerhauses.

Die Konsequenz: Der Tresen muss weg. Dabei gehört er wahrscheinlich schon seit 1883 zum Inventar. Damals hatte der Tischler und Gastwirt Ludwig Schreyer die ehemalige Bäckerei an der Elbstraße 54 übernommen und zum „Gasthaus Schreyer“ umgebaut. Die letzte Wirtin Olga Sommerschuh schloss 1954 die Kneipe ab. 1975 erwarb die Stadt das Gebäude, 1986 wurde das Künstlerhaus eröffnet. Der Tresen wurde jedoch ebenso wie die halbhoch mit dunklem Holz beplankten Wände der Gaststube nie entfernt, sondern lediglich wie die Paneele mit Leichtbauwänden verdeckt.

Bis 1954 gab’s Bier und Köm bei Wirtin Olga Sommerschuh

Anfang der 2000er-Jahre hatten Stipendiaten die Reste des Schankraums entdeckt, die daraufhin freigelegt und rekonstruiert wurden. Doch schon die nächste Stipendiatengeneration zeigte sich wenig begeistert von den getäfelten Wänden, die das Ausstellen ihrer Werken arg erschwerten. Nach weiteren Umbauten ist der ehemalige Schankraum kein Ausstellungsraum mehr. Doch während die Wandpaneele wie das Haus unter Denkmalschutz stehen, gilt dies nicht für den Tresen.

„Nach Gesprächen mit den Künstlern und Besuchern konnten wir feststellen, dass dieser Raum nicht zum Aufenthalt einlädt“, sagt Landgraf. Der voluminöse Tresen soll deshalb verschwinden, der Raum zum Gemeinschaftsbereich umfunktioniert werden, in dem sich die Stipendiaten der Einrichtung treffen könnten. „Es könnten dort auch regelmäßige Communitytreffen stattfinden“, sagt Landgraf. Zu diesen Stammtischen könnten Künstler aus ganz Deutschland anreisen, aber eben auch die kunstinteressierten Bürger der Region und der Lauenburger Altstadt.

Deshalb sollen sie beim Umbau mitreden können, so Landgraf: „Damit es ein Gemeinschaftsprojekt wird, muss die Gemeinschaft auch mitwirken können.“ Dafür hat die Künstlerische Leiterin das Künstlerkollektiv „mark“ eingeladen, das Landgraf noch aus ihrer Zeit am Künstlerhaus Bremen kennt. Die vielleicht bekannteste Aktion der fünf Künstlerinnen fand in Österreich statt: In der Aktion „Frag Salzburg“ luden sie die Bürger 2014 ein, ihrer Stadt Fragen zu stellen. „Wo bröckelt Dein Putz am schönsten?“ oder „Was wärst Du ohne Mozart?“ wollten die dann wissen.

Künstlerkollektiv „mark“ lädt zu Gesprächen ein

In Lauenburg wird die Künstlergruppe den Planungsprozess begleiten: Von Mittwoch, 5., bis Sonntag, 9. Oktober, können alle, die sich dem Haus verbunden fühlen, ihre Wünsche,Vorstellungen und Bedarfe äußern – entweder in einem persönlichen Interview oder online. Unter http://markcollective.com/terminkalender können Interessierte sich anmelden. Für Freitag, 7. Oktober, ist um 19 Uhr zudem ein gemeinsames Abendessen mit lockeren Planungsgesprächen im Haus vorgesehen. Am Sonntag, 9. Oktober, ist von 11 bis 13 Uhr eine systemische Aufstellung geplant, um Hindernisse zu lösen und das „volle Potenzial“ des Raumes auszuloten. Für beide Veranstaltungen ist eine verbindliche Anmeldung per E-Mail an studio@markcollective.com erforderlich.

Das gesamte Projekt wird im Anschluss öffentlich zugänglich gemacht und an Ex-Stipendiat Christian Helwing übergeben, der davon ausgehend ein architektonisches Raumkonzept entwirft und die bauliche Umsetzung begleitet.