Güster / Lauenburg. Zugführer versuchte Notbremsung, doch er konnte den Regionalexpress nicht rechtzeitig stoppen. Der Zug musste zur Reparatur nach Kiel.

Schreck in der frühen Morgenstunde. Auf der Bahnstrecke Lübeck–Lauenburg–Lüneburg ist Freitagmorgen gegen 4.30 Uhr bei Güster ein Zug mit einem abgerissenen Eichenast kollidiert. Der Triebwagenführer hat zwar noch eine Notbremsung versucht, der Zug des privaten Bahnunternehmens Erixx Holstein kam jedoch nicht mehr rechtzeitig zum Stehen. Die Fahrgäste kamen mit dem Schrecken davon, die Strecke zwischen Güster und Büchen war bis gegen 7 Uhr gesperrt.

Unfall: Bahnstrecke gut zwei Stunden lang gesperrt

Nach einem Notruf durch den Zugführer wurde die Freiwillige Feuerwehr Roseburg alarmiert, die Bundespolizei sowie der Rettungsdienst. Zudem machte sich ein Notfallmanager von Erixx auf den Weg. Die gute Nachricht: Die Fahrgäste sind alle unverletzt geblieben, sie mussten allerdings im Regionalexpress 2101 ausharren.

Wie geht es weiter? Bundespolizisten besprechen sich mit einem Vertreter der FF Roseburg.
Wie geht es weiter? Bundespolizisten besprechen sich mit einem Vertreter der FF Roseburg. © bgz | Leimig Christoph

Während die Feuerwehr die Gleise räumte, wurde der hochmoderne Akku-Triebwagen in Augenschein genommen. Er setzte später seine Fahrt bis Büchen fort, wo die gut 20 Fahrgäste aussteigen konnten. „Eine eingehendere Kontrolle in Büchen hat ergeben, dass der Zug für den Fahrgastverkehr nicht mehr einsatzfähig ist, er ist nach Kiel ins Ausbesserungswerk überführt worden“, sagt Simon Mertens, Sprecher von Erixx Holstein.

Zugausfälle nach Sperrung des Streckenabschnitts

Auf dem Abschnitt zwischen Lübeck, Mölln, Büchen, Lauenburg und Lüneburg sind gestern drei Züge ausgefallen. Der Unfall hatte sich zwar in einem der wenigen zweigleisigen Streckenabschnitte ereignet, doch ein Passieren der Unglücksstelle auf dem zweiten Gleis wäre zeitweilig zu gefährlich gewesen: „Neben Kollegen der Bundespolizei waren dort ja auch Einsatzkräfte der Feuerwehr im Gleis“, so ein Beamter der Bundespolizei.

Erixx Holstein hat inzwischen 22 der bestellten 26 Akkuzüge der Firma Stadler im regulären Fahrplanbetrieb. Weitere stehen in Reserve bereit für den Fall, dass Züge ausfallen. Das Ziel: Auch wenn es zu Unfällen wie bei Güster kommt, soll der Regelbetrieb mit den hochmodernen Akku-Triebwagen aufrechterhalten werden.

Dieselzüge fahren nur in Ausnahmefällen und zur Kieler Woche

Da die Strecke bislang nicht durchgehend elektrifiziert ist, müsste Erixx ansonsten auf alte Dieseltriebwagen zurückgreifen. „Das geschieht heute nur noch in Ausnahmefällen“, erläutert Erixx-Sprecher Simon Mertens. In der Regel reiche der Bestand, um Ausfälle mit anderen Akkuzügen kompensieren zu können.

Dieselzüge fahren nur noch gelegentlich für Erixx Holstein. Das Unternehmen plant, mehrere von ihnen Ende Juni wieder auf die Schiene zu schicken. „Das geschieht, um das erwartete Besucheraufkommen zur Kieler Woche bewältigen zu können“, so Mertens. Zum größten Segelevent der Welt und größten Sommerfest Norddeutschlands werden vom 22. bis 30. Juni wieder drei bis vier Millionen Besucher an der Kieler Förde erwartet.