Lauenburg. Stadt und Kreis streiten über verweigerte Fördermittel. Politik will dennoch Weg für Instandsetzung von Fachräumen freimachen.

Nach Jahren Diskussionen und Streit um fehlende Fachräume an der Albinus-Gemeinschaftsschule, Werben um Zuschüsse und Sondermittel und trotz knapper Kassen ist jetzt eine Lösung in Sicht. Am Dienstag, 26. März, berät die Stadtvertretung in Lauenburg über den Haushaltsentwurf. Und damit über eine Gesamtsumme von fast 1,3 Millionen Euro, die für das Projekt bereitgestellt werden sollen. Das ist ein Mehrfaches des Eigenanteils, von dem Lauenburgs Fachpolitiker und Haushälter ursprünglich ausgegangen waren.

Die Zeit drängt: Wenn nicht in absehbarer Zeit etwas an der Albinus-Gemeinschaftsschule geschieht, kann voraussichtlich dort schon kommendes Schuljahr kein Abitur mehr in naturwissenschaftlichen Fächern abgelegt werden. Also exakt in dem Bereich, in dem Deutschlands Wirtschaft händeringend Nachwuchs sucht.

Lauenburg: 1,3 Millionen Euro für Albinus-Gemeinschaftsschule?

Seit Jahren kämpft die Schule um die notwendige Instandsetzung von zwei Fachräumen und Nebenräumen: Ohne dass dort angehende Abiturienten Experimente etwa in Chemie durchführen können, sollen sie künftig nicht mehr zu Prüfungen in den jeweiligen Fächern zugelassen werden. „Mit dem Zentral-Abitur käme voraussichtlich das Aus für diese Prüfungen an der Albinus-Gemeinschaftsschule“, warnte jüngst SPD-Fraktionschef Immo Braune, selbst Lehrer von Beruf.

Schulleiter Björn Buttler hat in seiner bisher kurzen Amtszeit bereits viel Überzeugungsarbeit geleistet. Verwunderung, ja teils Ärger über die immer neuen Verzögerungen sind an der Schule fast mit Händen greifbar. „Ich glaube das erst, wenn ich die Tür zu einem neuen Fachraum öffne“, bringt eine Lehrkraft die Stimmung auf den Punkt.

Noch kein Jahr im Amt, hat Schulleiter Björn Buttler mit seinen Kolleginnen und Kollegen bereits einiges an Überzeugungsarbeit geleistet.
Noch kein Jahr im Amt, hat Schulleiter Björn Buttler mit seinen Kolleginnen und Kollegen bereits einiges an Überzeugungsarbeit geleistet. © Elke Richel | Elke Richel

Andere Kollegen können sich noch gut daran erinnern, als um die Frage gerungen wurde, ob denn an der vormaligen Albinus-Realschule auch eine Oberstufe und damit die Möglichkeit geschaffen wird, in Lauenburg Abitur zu machen. Dass die Naturwissenschaftlichen (NaWi) Fachräume über Jahre in einem Zustand bleiben würden, der praktische Tests im Unterricht nicht zulässt, hätte zunächst niemand vermutet.

Antrag zu spät: Lauenburg verliert 550.000 Euro Fördermittel

Im vergangenen Jahr dann der Eklat: Die Finanzierung schien endlich auf den Weg gebracht, als Lauenburg schon sicher geglaubte 550.000 Euro Landesmittel wegbrachen. Das Land verweigerte die avisierte Genehmigung, weil ein Förderantrag einige Tage zu spät in Kiel eingegangen war. Ein rundes Jahre hatte die Kreisverwaltung für eine einfache Prüfung des Vorhabens verstreichen lassen: Während Kritiker aus Lauenburg den Kreis in der Hauptverantwortung sehen, spielte die Kreisverwaltung den Ball zurück: Lauenburg hätte den Antrag ja ohne Bestätigung aus Ratzeburg einreichen und damit die Frist wahren können.

Was folgte, war ein Streit, ob der Kreis für den finanziellen Schaden haften muss. Beide Seiten verhakten sich derart ineinander, dass eine Gerichtsentscheidung als wahrscheinlichste, ja möglicherweise einzige Lösung des Problems ausgerufen wurde.

Aktuell verhandeln Lauenburg und Kreis Herzogtum Lauenburg noch

Nach Informationen unsere Redaktion wird jedoch aktuell verhandelt, auch zwischen dem Kreis und der Stadt. Lauenburg hat einen Fachanwalt hinzugezogen.

Ungeachtet des möglichen Ausgangs steht jetzt eine Summe von 1,283 Millionen Euro zu den Haushaltsberatungen der Stadt an. 500.000 Euro sind für 2024 vorgesehen, der große Rest 2025. Nachdem Lauenburgs Hauptausschuss auf der jüngsten Sitzung dem Etat-Entwurf zugestimmt hat, sind die Chancen groß, dass die Stadtvertretung in ihrer Sitzung am Dienstag, 26. März, den Haushalt verabschiedet. Sie beginnt um 19 Uhr im Forum der Gemeinschaftsschule an der Schulstraße 1.

Am 26. März berät die Lauenburger Stadtvertretung den Haushalt

Natürlich schmerzt Lauenburgs Kämmerer Wilhelms Steffens der mögliche Wegfall von 550.000 Euro, auch wenn eine Sonderbedarfszuweisung von 400.000 Euro davon nicht betroffen ist. Knapp 1,3 Millionen Euro für die NaWi-Räume an der Gemeinschaftsschule seien andererseits im Vergleich keine übergroße Summe. Steffens: „Für den Anbau an die Weingartenschule reden wir über 18 Millionen Euro, über mehrere Jahre verteilt.“

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Und dies sei nur der erste Bauabschnitt an der Grundschule: Im zweiten Abschnitt gehe es um die Sanierung des alten Schulgebäudes, damit auch darum, die Räume für modernen Unterricht größer zu schneiden, so Steffens: „Da reden wir dann über eine weitere zweistellige Millionensumme.“ Die sei aber noch nicht Gegenstand der laufenden Haushaltsberatungen.

Millionen-Investition lassen NaWi-Streit verblassen

Anders das Katastrophenschutzzentrum, das Feuerwehr, THW und DRK nutzen. Für den bislang geplanten Ausbau und die Grundsanierung ist Geld im Etat-Entwurf vorgesehen. Allerdings ist die letzte Entscheidung über das Millionen-Projekt aufgeschoben: Die Wählergemeinschaft LWL hat einen Prüfauftrag initiiert, ob es nicht besser wäre, einen Neubau für die Feuerwehr am Stadtrand zu planen.