Winsen. Wie auf dem Dom, nur vor 100 Jahren: Schlossplatz-Spektakel lockt mit Familienprogramm für kleines Geld. Was alles geboten wird.

Noch bis Sonntag läuft der Hamburger Dom, konkreter gesagt der Frühlingsdom. Vier Wochen lang vergnügten sich Jung und Alt auf dem Heiligengeistfeld. Wer sich einen Eindruck davon verschaffen möchte, wie ein großer Jahrmarkt vor fast 100 Jahren ausgesehen haben mag, ist am Wochenende in Winsen an der richtigen Adresse. Auf dem Schlossplatz im Herzen der Kreisstadt findet am Sonnabend und Sonntag, 20. und 21. April, der Hugo-Haase-Jahrmarkt statt.

Eine der Hauptattraktionen auf dem Hugo-Haase-Jahrmarkt in Winsen ist das mehr als 100 Jahre alte Riesenrad.
Eine der Hauptattraktionen auf dem Hugo-Haase-Jahrmarkt in Winsen ist das mehr als 100 Jahre alte Riesenrad. © HA | Markus Steinbrück

Die Veranstalter versprechen einen „Jahrmarkt wie anno dazumal“. Zum Programm für die ganze Familie gehören historische Fahrgeschäfte, Mitmachaktionen und Gaukelei. Mit dem Jahrmarkt auf dem Schlossplatz erinnert das Museum im Marstall an den in Winsen geborenen Karussellkönig Hugo Haase. Rund um die Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert sorgte er mit zahlreichen Innovationen für seinerzeit völlig neue Jahrmarkt-Erlebnisse.

Jahrmarkt mit historischen Fahrgeschäften, Mitmachaktionen und Gaukelei

Das erwartet die Besucherinnen du Besucher am Wochenende: Aus der Gondel des ältesten transportablen Riesenrades (aus dem Jahr 1902) geht es auf dem Schlossplatz in die Höhe. Zwei starke Anziehungspunkte für Kinder dürften das Kinderkarussell und Kettenkarussell von 1936 sein. Zwischendurch versetzt „Eisenhans“ das Publikum in Staunen – scheinbar mühelos verbiegt er die dicksten Nägel.

Im Salonwagen können sich Besucher die Karten für die Zukunft legen lassen. Im historischen Riesenrad (im Hintergrund) geht es hoch hinaus.
Im Salonwagen können sich Besucher die Karten für die Zukunft legen lassen. Im historischen Riesenrad (im Hintergrund) geht es hoch hinaus. © HA | Markus Steinbrück

Im kleinsten Zirkus der Welt muss man ganz genau hinsehen, um die Kunststücke von Floh Freddy nicht zu verpassen. Wer wissen will, wie es um die Zukunft bestellt ist, besucht „Die Mantiker“ in einem alten Eisenbahnwagen. Im „Salonwagen“ bietet Roe Buchholzer seine Dienste als Kartenleger an. Wer selbst aktiv werden möchte, kann sich in Jonglage oder Balancieren versuchen. Für die jungen Gäste bietet der Ponyhof Ohlendorf jeweils nachmittags Ponyreiten an.

Was auch nicht fehlt: Liebesäpfel, Kasperbühne und Hau-den-Lukas

„Der Hugo-Haase-Jahrmarkt bietet eine spannende Mischung aus Darbietungen, Mitmachaktionen und Schaustellergeschäften“, sagt Dorothea Lepper (Museum im Marstall). Auch klassische Leckereien wie Liebesäpfel und gebrannte Mandeln fehlen auf dem Markt ebenso wenig wie eine Kasperbühne und ein Hau-den-Lukas.

Mehr zum Thema:

Das Winsener Angebot orientiert sich an dem Programm, wie es um 1910 üblich war. Es war eine Zeit, in der auch „Karussellkönig“ Hugo Haase das Angebot der Märkte grundlegend veränderte. Wo vorher Gaukler auftraten und Kuriositäten präsentiert wurden, kamen vor mehr als 100 Jahren Karussells und Achterbahnen hinzu.

Von Haases Ideen profitiert bis heute der Hamburger Dom

Eine kleine Ausstellung auf dem Schlossplatz geht auf das Leben von Hugo Haase ein. Er wurde 1857 in Winsen geboren und beeinflusste bis zu seinem Tod 1933 das Jahrmarktwesen. Haase entwarf faszinierende Fahrgeschäfte, wie den fliegenden Zeppelin oder eine riesige Achterbahn, die als Modell im Museum zu sehen ist. Er war der Erste, der Elektrizität und damit Beleuchtung auf den Jahrmarkt brachte. Auch den Autoscooter holte er nach Europa.

Der Eisenhans Robert Spindler beim Hugo-Haase-Jahrmarkt.
Der Eisenhans Robert Spindler beim Hugo-Haase-Jahrmarkt. © HA | Museum im Marstall

Ihm zu Ehren findet der historische Jahrmarkt am Sonnabend und Sonntag, 20. und 21. April, jeweils von 11 bis 18 Uhr statt. Dank der Unterstützung der „Hans-Jürgen Weseloh-Stiftung“ haben Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre freien Eintritt. Erwachsene zahlen drei Euro. Ein Großteil der Angebote ist im Eintrittspreis enthalten. Ein zusätzlicher Beitrag wird für Fahrgeschäfte, Spielbuden und Ponyreiten erhoben.