Unglücke wie das des verschütteten Sebastians auf Amrum geschehen häufiger, weil insbesondere Kinder die Gefahr von Sand oft unterschätzen.

Amrum. Wie konnte das nur passieren? Nachdem klar ist, dass der zehnjährige Sebastian auf Amrum beim Spielen von Sand verschüttet wurde und deshalb erstickte, ermittelt die Kriminalpolizei den Hergang des Unfalls. "Eine der zentralen Fragen ist, ob der Junge eine Schaufel benutzt oder mit den Händen gebuddelt hat", sagt Kristin Stielow, Sprecherin der Polizei Husum. Es sei auch noch nicht geklärt, ob Sebastian allein gegraben hat.

Am Mittwochnachmittag war der Junge aus Österreich nach mehrtägiger Suche tot gefunden worden - er war in eineinhalb Meter Tiefe im Sand vergraben. Den entscheidenden Hinweis gab ein Urlauberfoto vom Tag seines Verschwindens, auf dem er beim Ausheben einer großen Grube zu sehen ist. Die Obduktion stellte Ersticken als Todesursache fest. Spuren von Gewalteinwirkungen gab es keine.

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Während die Polizei nach Zeugen und Fakten sucht, um die Frage nach dem Wie zu beantworten, spekulieren Einheimische und Urlauber auf der Insel verschiedene Szenarien. Vielleicht habe er versucht, einen Tunnel zu graben, der dann über ihm einstürzte, vielleicht haben sich andere Kinder einen bösen Spaß erlaubt und die Sandwände eingetreten, vielleicht sei aber auch der feine, für Amrum typische Kniepsand rund um den Strandspielplatz "Piratenschiff" einfach nachgerutscht.

Christoph Heubeck, Geologe an der Freien Universität Berlin, geht von folgendem Hergang aus: Vermutlich habe der Junge nassen Sand vom Grund des Loches auf den trockenen Oberflächensand geschichtet, bis dieser unter der Last wegrutschte. "Das ist vergleichbar mit einer Schneelawine", so Heubeck. "Ich warne davor, die Gefahr von Sand zu unterschätzen."

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Immer wieder gibt es Unfälle, bei denen Sandmassen Menschen unter sich begraben - oft mit traurigem Ausgang. 2002 starben zwei Brüder, 13 und 14 Jahre alt, am Strand von Usedom, als sie versuchten, drei mithilfe von Frisbeescheiben gegrabene 1,50 Meter tiefe Löcher durch Tunnel miteinander zu verbinden. 2009 wurde ein achtjähriger Junge beim Buddeln auf einem Sandhaufen in Harburg verschüttet. Er wurde geborgen und noch am Unfallort wiederbelebt.

Im selben Jahr starb ein Elfjähriger in Bayern, nachdem sich beim Spielen in einer Grube mehrere Kubikmeter Sand von der Wand gelöst hatten. 2010 kam ein Zehnjähriger auf Fuerteventura ums Leben. Er stand bereits aufrecht in dem von ihm gebuddelten Sandloch, als die Wände nachgaben.

Auf Amrum findet an diesem Sonntag um 18 Uhr an der Unglücksstelle am Strandspielplatz "Piratenschiff" eine Trauerfeier für den kleinen Sebastian statt.