Das Horn-Pulver ist besonders in Asien als Heil- und Potenzmittel sehr begehrt. Ein Kilo bringt auf dem Schwarzmarkt rund 50 000 Euro.

Hannover. Nach einer Warnung des Landeskriminalamts vor international tätigen Diebesbanden sorgen sich Zoos in Niedersachsen um die Sicherheit ihrer Nashörner. Nach mehreren Diebstählen präparierter Hörner befürchten LKA und die europäische Polizeibehörde Europol, dass die Täter auch vor lebenden Tieren nicht länger haltmachen. "Es ist nicht auszuschließen, dass die Täter künftig auch Zoos und ähnliche Anlagen mit den streng geschützten Tieren ins Visier nehmen", sagte gestern LKA-Sprecher Frank Federau.

Nach Auskunft des LKA bringen die in der asiatischen Heilkunde verwendeten Hörner auf dem Schwarzmarkt rund 50 000 Euro pro Kilo - mehr als Gold. So hat der Serengeti-Park in Hodenhagen seine Sicherheitsmaßnahmen deutlich verstärkt. "Wir haben Infrarotkameras installiert und zusätzliche Stahltüren eingebaut", sagte Sprecherin Simone Hagenmeyer. "Außerdem benachrichtigen Alarmanlagen notfalls Polizei und Parkwächter." Auch im Zoo Hannover, der im Gegensatz zum Hamburger Tierpark Hagenbeck Nashörner hat, schützen Alarmanlagen und Nachtwächter die drei Rhinozerosse. "Wir haben unser präpariertes Exemplar in Sicherheit gebracht."

"Es gibt Hinweise auf englischsprachige Tätergruppierungen, die seit geraumer Zeit in Europa aktiv sind", berichtete LKA-Sprecher Federau. Es könnte sich um eine irische Bande handeln, vermuten Experten von Europol. Horn-Diebe hatten im Juni im Jagdmuseum Oerrel (Kreis Gifhorn) und im Zoologischen Institut in Hamburg zugeschlagen. Im August folgten Heidelberg und Rothenburg ob der Tauber. Auch in den Niederlanden, in Italien und Schweden wurden Museen um ihre Exponate gebracht.

Die Hörner der Tiere bestehen aus Keratin, dem gleichen Material wie menschliche Haare und Fingernägel. Zu feinem Pulver zermahlen werden sie in der traditionellen asiatischen Medizin gegen Fieber, Epilepsie, Malaria und Kopfweh eingesetzt. Das lukrative Geschäft macht die Tiere vor allem in Südafrika zum Ziel von Wilderern. "In den asiatischen Ländern kursiert das hartnäckige Gerücht, dass ein hochrangiger Politiker durch zermahlenes Rhinozeros-Horn von seinem lebensbedrohenden Krebsleiden geheilt wurde", sagte Franz Böhmer vom Bundesamt für Naturschutz. "Das hat die Nachfrage enorm angekurbelt."