Hygiene-Mängel? Klinik-Chef wehrt sich gegen Ver.di-Vorwürfe

Kiel. Mehrere Reha-Kliniken in Schleswig-Holstein weigern sich derzeit, Patienten aus dem Kieler Universitätsklinikum (UKSH) aufzunehmen, nachdem dort mehrere Patienten von einem gefährlichen Keim befallen wurden. UKSH-Klinikchef Jens Scholz wollte am Dienstag keine einzelnen Einrichtungen nennen, die auf diese Weise auf die Nachricht von den 31 Patienten reagieren, bei denen auf den Intensivstationen der multiresistente Keim festgestellt worden war. Zwölf der 31 Infizierten oder Keimträger sind mittlerweile gestorben, bei drei Fällen schließt das Klinikum nicht aus, dass der Keim bei den stark geschwächten Patienten zum Tod geführt hat, oder zumindest dazu beigetragen hat.

Scholz wehrt sich auch gegen Kritik der Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di, der seit dem Jahr 2010 erfolgte Personalabbau sei mitverantwortlich für das Geschehen. Ver.di-Gesundheitsexperte Steffen Kühhirt nennt dagegen die Situation im Uniklinikum bei den Reinigungskräften „haarsträubend“, Klinikchef Scholz hält dagegen, der Personalschlüssel der Großklinik sei besser als im Bundesdurchschnitt. Aber auch Scholz räumt jetzt ein, dass die bauliche Situation Probleme bereite und es praktisch unmöglich sei, infizierte Patienten zwecks besserer Isolierung in Einzelzimmer zu bringen. Das Land Schleswig-Holstein will ab dem Frühjahr mit einem der größten Bauprojekte seiner Geschichte das Uniklinikum runderneuern. Der Mangel an Einzelzimmern wiegt auch deshalb schwer, weil der multiresistente Keim Acinetobacter baumannii auch über die Luft übertragen werden kann. Der Keim ist für gesunde Menschen im Regelfall nicht gefährlich, aber immunschwache Patienten können zusätzlich lebensgefährlich erkranken an Lungenentzündungen und anderen schwerwiegenden Infektionen.

Der gefährliche Keim ist gegen viele Antibiotika resistent. Diskutiert wird jetzt in Deutschland darüber, nach dem Vorbild der Niederlande mindestens Risikogruppen bei der Aufnahme im Krankenhaus auf gefährliche Keime zu untersuchen.