Vier junge Ahrensburger legten Teilgeständnisse ab. Sie wollten Anerkennung und stets als Erste am Einsatzort sein

Ahrensburg. Sie wollten Anerkennung, den Respekt der Kameraden, weil sie stets die Ersten am Einsatzort gewesen sind. Das war laut Polizei das Motiv von vier jungen Feuerwehrmännern, die für eine Brandserie in der schleswig-holsteinischen Stadt Ahrensburg am Hamburger Stadtrand verantwortlich sind. Die 19 bis 21 Jahre alten Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr im Kreis Stormarn wurden nun, mehr als ein Jahr nach Beginn der Brandserie, festgenommen. Seit Freitag sitzen sie in Untersuchungshaft. Zuvor hatten Polizisten einen 20-Jährigen aus Hamburg und einen 17 Jahre alten Ahrensburger festgenommen. Beide sollen im Auftrag der Feuerwehrmänner weitere Brände gelegt haben. Auch sie wurden in U-Haft genommen.

„Es gibt einen dringenden Tatverdacht und eine hohe Verurteilungswahrscheinlichkeit“, sagt Dirk Hartmann, Staatsanwalt aus Lübeck. Gegen die Männer wird wegen Brandstiftung sowie Sachbeschädigung ermittelt. Mindestens acht Großfeuer und zwei Anstiftungsversuche in Ahrensburg und im Nachbarort Siek gehen nach bisherigen Ermittlungen auf ihr Konto. Schaden: rund 140.000 Euro. Denkbar sei, dass die jungen Männer für weitere Taten verantwortlich sind. „Es gibt seit Sommer 2013 eine Häufung von Bränden, besonders im Raum Ahrensburg und Bargteheide“, sagt Polizeisprecherin Sonja Kurz von der Polizeidirektion Ratzeburg. Bei 117 der 153 Feuer geht die Polizei von Brandstiftung aus. Der Schaden wird auf 3,5 Millionen Euro geschätzt. Angezündet wurden unter anderem Unterstände, Gartenlauben, Autos und Papiercontainer. Eine im Spätsommer eingerichtete Sonderermittlungsgruppe prüft nun, ob die Männer für einige dieser Taten infrage kommen.

Im Oktober 2013 brannten das erste Mal Strohballen auf einem Feld im Ahrensburger Ortsteil Ahrensfelde. Besonders, weil es im Ort etliche Reitställe gibt, sorgten sich die Bewohner um ihre Tiere, aber auch um ihre Häuser. Der Ahrensburger Kripochef Ralf Lorenzen sagt: „Bei ungünstigem Verlauf der Brände hätten durchaus auch Menschen zu Schaden kommen können.“ Drei weitere Male zündeten die jungen Feuerwehrmänner laut Polizei im Januar Strohmieten in Ahrensfelde und Siek an. 1100 Strohballen brannten dabei ab. Bereits zu diesem Zeitpunkt gerieten die Täter ins Visier der Polizei. Kurz: „Wir wurden wegen falscher Angaben und ihres Auftretens an den Einsatzorten aufmerksam.“ Doch der Anfangsverdacht konnte nicht erhärtet werden. Vielmehr: Aufgrund der Ermittlungen entschlossen sich die Brandstifter, nicht mehr selbst Hand anzulegen. Sie beauftragten zwei Bekannte. „Gegen die Zahlung geringer Geldbeträge“, so Lorenzen, willigten diese ein. Nach zwei Versuchen steckten die polizeibekannten Männer im Juli 380 Strohballen an. Im September brannte eine weitere Strohmiete. Im Oktober setzten die Handlanger 500Strohballen und eine Dung-Lagerstätte in Flammen. Die Tatorte: wieder in Ahrensfelde.

Vier Tatverdächtige haben bereits Teilgeständnisse abgelegt. Bei Hausdurchsuchungen konnte die Polizei Beweismittel sichern. Darunter Brandbeschleuniger, Böller und Zeitungsberichte über die Taten. Staatsanwalt Hartmann sagt: „Das sind junge Menschen, die sich ganz schlecht benommen haben und das Vertrauen ihrer Kameraden missbraucht haben. Ich gehe davon aus, dass sie eine längere Zeit in U-Haft verbringen werden.“ Konsequenzen hat am Freitag auch der Landesfeuerwehrverband angekündigt. „Die unter Verdacht stehenden Männer sind von ihren Wehrführungen vorläufig vom Dienst suspendiert worden“, sagt Sprecher Holger Bauer.

Ahrensburgs Bürgermeister Michael Sarach zeigte sich entsetzt über die Nachricht aus Ahrensfelde, sagte: „Es ist bedrückend für mich, dass Kameraden der Ortswehr solche Taten begangen haben sollen.“ Es bestehe die Gefahr, „dass durch wenige schwarze Schafe die Feuerwehr in ein schlechtes Licht gerückt wird“. Viele ehrenamtliche Retter seien schockiert. Ahrensfeldes Wehrführer Peter Körner sagte, er habe die Kameraden zum Gespräch gebeten. Brisant ist: Einer von ihnen war selbst wiederholt Opfer der Brandstifter geworden. Kripochef Lorenzen sagt: „Es gibt aber keine Hinweise, dass sich die Taten gezielt gegen den Landwirt richteten. Er gehört aber zu den Landwirten in Ahrensfelde, die Strohballen auf ihren Feldern lagern.“