Verkehrspolitiker aus Berlin, Hamburg und Kiel geben Startschuss für den 700 Millionen Euro teuren Ausbau der Autobahn

Quickborn/Kiel. Strahlender Sonnenschein in Quickborn. Da kann man schon mal um Urlauber werben, auch wenn der Hof der Autobahnmeisterei Quickborn nun wirklich kein touristischer Hotspot ist. „Kommen Sie nach Schleswig-Holstein, hier ist das Wetter immer so schön“, sagte Schleswig-Holsteins Verkehrsminister Reinhard Meyer, der auch für Tourismus zuständig ist. Wenn sich die Besucher noch ein bisschen Zeit lassen, können sie das auf einer runderneuerten A7 tun. Der am Montag vollzogene Startschuss für die 700 Millionen Euro teure Verbreiterung sorgte beim Verkehrsminister sichtlich für gute Laune.

Es ist ein Projekt „mit vielen Superlativen“, wie der Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) sagte. 43 Überführungsbauwerke müssen errichtet, 29Brücken gebaut werden. 100.000Quadratmeter Lärmschutzwände werden entlang der Autobahn aufgestellt. In Hamburg-Schnelsen wird ein 550Meter langer Lärmschutzdeckel die Straße überspannen. Und das Baukonsortium Via Solutions Nord will die Autobahn 30 Jahre lang pflegen. Deshalb wird auch eine Autobahnmeisterei gebaut, in Nützen bei Kaltenkirchen. 20 Beschäftigte wird sie haben.

Der Mann hinter den Zahlen ist Thomas Laib-Wegener, der technische Geschäftsführer von Via Solutions Nord. Die Firma wurde eigens für den Ausbau der A7 gegründet. Dass man sich mit einer Bauzeit von nur vier Jahren ein ehrgeiziges Ziel gesetzt hat, ist Laib-Wegener klar. „Aber es ist erreichbar“, sagte der Ingenieur. „Wir brauchen etwa ein Jahr pro Fahrstreifen. Im Deckelbereich, also in Schnelsen, wird es natürlich etwas länger dauern.“ Das Vorgehen sei in jedem Abschnitt gleich. Nach den vorbereitenden Maßnahmen werden Fahrstreifen auf die Gegenfahrbahn verschwenkt. Dann wird die frei gewordene Fahrbahn verbreitert und erneuert. Danach geht es auf der anderen Seite weiter. Die Baustellenabschnitte sind nicht länger als 10,6 Kilometer. „Danach kommen dann Abschnitte, die entweder schon fertig sind oder auf denen noch nicht gearbeitet wird.“ Der gebürtige Berliner freut sich auf den Start. Eine technische Herausforderung sei der Straßenbau nicht – „nur eine logistische“.

Vor der allerdings alle einen großen Respekt haben. Deshalb gibt es mit Gerhard Fuchs, ehedem Staatsrat in Hamburg, einen Baustellenkoordinator. Deshalb soll es eine Handy-App geben, über die die aktuelle Verkehrslage abrufbar ist. Dobrindt sprach in Quickborn von einer „neuen Qualität des Verkehrsflussmanagements“.

Ob das wirklich Staus auf der A7 verhindert, ist eine andere Frage. Letztlich bleibt aber auch keine andere Wahl. Dobrindt wies auf die bedeutende Rolle der Autobahn als Hinterlandanbindung für den Hamburger Hafen hin. Und Frank Horch, der Hamburger Verkehrssenator, erinnerte daran, dass das Projekt in einem größeren Zusammenhang steht. Denn in Hamburg soll in den kommenden Jahren auch das innerstädtische Teilstück der A7, das vom Dreieck Nordwest bis zum Elbtunnel führt, verbreitert und teilweise überdeckelt werden. Eine teure Lösung – und eine „baulich sehr komplexe“, wie Horch sagte. 775 Millionen Euro soll das kosten – sogar noch etwas mehr als die 65 Kilometer vom Dreieck Nordwest bis Bordesholm.

Schleswig-Holsteins Verkehrsminister Reinhard Meyer nutzte die Gelegenheit, um den Bundesverkehrsminister darauf hinzuweisen, dass es im nördlichsten Bundesland noch andere „Baustellen“ gibt, auf denen sich Dobrindt betätigen könnte. „Wir müssen sehen, dass wir einen zukunftssicheren Ersatz für die Rader Hochbrücke bekommen“, sagte er. Das Bauwerk, das die A7 über den Nord-Ostsee-Kanal führt, ist marode. Meyer favorisiert den Bau eines Tunnels, Dobrindt den einer Brücke. Aber das war wirklich nur ein winziger Schatten, der da auf den sonnenwarmen Hof der Quickborner Autobahnmeisterei fiel.