Betreiber investiert 60 Millionen Euro in neue Triebwagen. Kritik von Sozialverband und Seniorenbeirat Bad Bramstedt.

Kaltenkirchen/Eidelstedt. Spätestens bis zum Fahrplanwechsel Ende nächsten Jahres erhält die AKN Eisenbahn AG insgesamt 14 neue Fahrzeuge. Damit wird die Hälfte des teilweise veralteten Fuhrparks ausgetauscht, sagte eine Unternehmenssprecherin dem Hamburger Abendblatt. Die Triebwagen vom Typ LINT 54 des Herstellers Alstom (Salzgitter) verfügen über Klimaanlagen und mehr Sitzplätze als die bisherigen Züge aus dem Baujahr 1976/77. Außerdem gibt es barrierefreie Einstiege, ein modernes Fahrgastinformationssystem mit Monitoren und Überwachungskameras für mehr Sicherheit an Bord. Die AKN, die sowohl der Stadt Hamburg als auch dem Land Schleswig-Holstein gehört, investiert 60 Millionen Euro.

Obwohl die neuen Züge noch gar nicht im Einsatz sind, regt sich schon jetzt erster Protest. Der Seniorenbeirat von Bad Bramstedt gehörte zu den ersten, die das Fehlen von Toiletten in den neuen Triebwagen bemängelten. Wer 90 Minuten lang von Bad Bramstedt nach Hamburg unterwegs sei, müsse auf ein WC verzichten. „Auch auf den Bahnhöfen gibt es keine Toilette“, bemängelte Bad Bramstedts Bürgermeister Hans-Jürgen Kütbach (FDP) auf einer Bürgerfragestunde. „Es laufen jetzt Bemühungen, eine Busverbindung nach Wrist einzurichten, die sich den Takten der Regionalzüge angleicht. Dort befinden sich Toiletten an Bord.“ Unterstützung erhalten die Bad Bramstedter jetzt vom Sozialverband Deutschland in Hamburg. Wer künftig in Eidelstedt oder Schnelsen in den Zug der AKN einsteigt, um über Kaltenkirchen nach Neumünster zu fahren, dürfe leider „nicht müssen“, kritisiert Klaus Wicher, Landesvorsitzender des Sozialverbandes. „Gerade für Familien mit Kindern und ältere Menschen ist es eine Zumutung, wenn die Wagen der AKN keine WCs haben.“ Es sei schon nicht nachvollziehbar, dass barrierefreie Toiletten fehlen. „Aber der völlige Verzicht auf Toiletten ist ein Witz aus Schilda“, so Wicher.

Der Landeschef verweist auf ÖPNV-Konzepte, die eine hohe Mobilität in der Metropolregion garantieren sollen. „Solche Pläne bleiben schon dann auf der Strecke, wenn sie an ganz einfachen menschlichen Bedürfnissen vorbeigehen.“ Der Bad Bramstedter Seniorenbeirat hatte sich sogar an Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Reinhard Meyer (SPD) gewandt. Doch der lehnte eine Ausstattung der Züge mit Toiletten aus wirtschaftlichen Gründen ab.

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