Blankensee-Käufer Yongquiang Chen macht Politiker Markus Matthießen zum Geschäftsführer. Arbeitsplätze nur für ein Jahr sicher

Lübeck. So langsam verflüchtigen sich die Bedenken hinsichtlich des neuen Flughafenchefs Yongquiang Chen, der den Airport Lübeck-Blankensee gekauft hat. Die Lübecker Bürgerschaft billigte am Donnerstag mit großer Mehrheit den Einstieg von Chens Firma PuRen Germany in die Pachtverträge mit der Stadt. Am Freitag stellte sich dann der neue PuRen-Geschäftsführer der Presse vor. Markus Matthießen heißt er, er ist Fraktionschef der CDU im Lauenburger Stadtparlament. Er gibt dem bis dahin etwas rätselhaften Investor aus China nun ein Gesicht.

Matthießen warb, anders als der Insolvenzverwalter Klaus Pannen, anders auch als der abgetauchte Vorbesitzer Mohamad Radyamar, nicht mit vollmundigen Versprechungen um Vertrauen. „Wir werden den Ball flach halten“, sagte der 41-Jährige. „Wir wollen die Passagierzahlen stabilisieren und vorsichtig erweitern.“ Dem chinesischen Investor sei die finanzielle Situation des Flughafens bekannt. Die Bilanzen der Vergangenheit wiesen „nicht unerhebliche Minuszeichen auf“. Die 93 Beschäftigten würden dennoch übernommen. Eine Arbeitsplatzgarantie über die gesetzlich vorgeschriebene Bindefrist von einem Jahr hinaus wollte Matthießen aber nicht geben. „Ich mache hier keine Ausschließeritis“, sagte der neue Geschäftsführer. „Jeder weiß, dass der Flughafen derzeit nicht genug Geld erwirtschaftet, um 93 Beschäftigte zu bezahlen.“ PuRen wird zum 1. August voll im Flughafen einsteigen. Zuvor muss noch die Luftfahrtbehörde ihre Zustimmung geben.

Matthießen will sich in Zukunft vom derzeitigen Notgeschäftsführer Siegmar Weegen beraten lassen. Denn vom Flughafengeschäft versteht der Lauenburger nichts. Zu seinem Geschäftsführerposten ist der Banker eher zufällig gekommen. Der Lauenburger Bürgermeister und Christdemokrat Andreas Thiede hat noch aus seiner Zeit als Wirtschaftsförderer in Schwarzenbek Kontakte nach China. Im Mai besuchte ihn Yongquiang Chen in Lauenburg und fragte nach Investitionsmöglichkeiten im Bereich Aviation. Thiede und Matthießen zeigten ihm Blankensee. Anfang Juni begannen dann die Vertragsverhandlungen. Seit vergangenen Montag ist Matthießen PuRen-Geschäftsführer, fünf Tage lang war er mit einem Rechtsanwalt der Hamburger Kanzlei Dierkes Partner in Peking, um die Verträge mit Chen durchzugehen. „Der Job ist eine tolle Herausforderung“, sagt Matthießen. „Ich würde es nicht machen, wenn ich nicht sicher wäre, dass das eine seriöse Sache ist.“

Die PuRen-Gruppe gibt es seit 2006, sie war laut Matthießen zunächst in Filmbereich tätig. Mittlerweile besitzt sie drei Kliniken und baut gerade einen Flughafen. Chen hat ein Studium im Medienbereich absolviert. Er kommt aus der Region Peking, ist Mitte 40 und hat Frau und zwei Kinder. Der Kauf des Flughafens sei „ein strategisches Investment“, sagte Matthießen. Man wolle hier mit Kliniken zusammenarbeiten, weitere Fluglinien etablieren und Piloten ausbilden. In China sei seit Kurzem die Sportfliegerei erlaubt, Chen sieht da einen Markt. In der Blankenseeer Flughafenkneipe Zum Bruchpilot wird man sich freuen.