Neuer Eigentümer des Lübecker Airports noch immer nicht erreichbar. In Niedersachsen attackiert die CDU den SPD-Wirtschaftsminister

Lübeck. Der Flughafen in Lübeck-Blankensee geht offenbar schweren Zeiten entgegen. Nach Informationen des Abendblatts sind die April-Gehälter, die eigentlich am 15. April fällig waren, noch nicht ausgezahlt worden. Dennoch dürfte der Osterreiseverkehr wohl noch abgewickelt werden.

Wie es weitergeht, ist unklar. Der neue Eigentümer, der Berliner Adam Wagner, ist weiter nicht erreichbar. Und die Stadt Lübeck hat kein Notkonzept zur Fortführung des Flugplatzes, den 2013 rund 370.000 Fluggäste genutzt haben. Das berichten Teilnehmer einer Geheimsitzung unter Leitung des Lübecker Bürgermeisters Bernd Saxe (SPD). Das wahrscheinlichste Szenario ist derzeit, dass die Flughafenfirma „3Y“ und ihre Betriebstochter Yasmina GmbH zahlungsunfähig werden.

Insolvenzexperten sehen in den Ereignissen ein bekanntes Muster. Der vom Vorbesitzer Mohamad Radyamar vorgenommene, unangekündigte und sehr plötzliche Verkauf an einen völlig unbekannten Mann, der erst seit wenigen Wochen Geschäftsführer mehrerer anderer Firmen ist, die allesamt nicht erreichbar seien, lasse darauf schließen, dass Wagner als Strohmann fungiere, der die Firmen nicht weiterbetreiben, sondern abwickeln solle. Für die Hansestadt Lübeck wäre das ein schwerer Schlag. Sie hatte große Hoffnungen in den Deutsch-Ägypter Mohamad Radyamar gesetzt. Der hatte den defizitären Flughafenbetrieb im November 2012 von der Stadt erworben – zum symbolischen Preis von einem Euro. Radyamar wollte in Blankensee 20 Millionen Euro investieren, neue Fluglinien etablieren und eine Produktion von Kleinflugzeugen aufziehen. Nichts davon geschah.

Am Mittwoch wurde bekannt, dass „3Y“ mit ihren Zahlungen an die Stadt in Rückstand geraten ist. Seit Herbst 2013 sei ein Betrag von 240.000 Euro aufgelaufen, unter anderem seien Pachten nicht überwiesen worden, sagte Marc Langentepe, Sprecher der Stadt. „Der Betrag befindet sich jetzt im Mahnverfahren.“ Ob dieses Geld je aufzutreiben sein wird, ist ungewiss. Anderenorts geht man davon aus, dass bei der „3Y“ nichts mehr zu holen ist. Die JadeWeserPort Logistics Zone GmbH, die 2013 im nagelneuen Wilhelmshavener Tiefwasserhafen eine fünf Hektar große Fläche an die Firma verpachtet hatte, will den auf 75 Jahre laufenden Erbpachtvertrag auflösen. Erkenntnisse der Wirtschaftsauskunftei Creditreform über die schlechte finanzielle Lage von „3Y“ und der Eigentümerwechsel haben dazu geführt. Die CDU-Opposition im niedersächsischen Landtag kritisierte am Donnerstag Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD). Der hatte sich von der Ansiedlung der Firma „3Y“ „Magneteffekte für weitere Investitionen“ versprochen. Der CDU-Fraktionsvize Dirk Toepffer warf Lies nun „Blauäugigkeit“ und „Schönfärberei“ vor.