Nach dem Rückzug des Eigentümers Mohamad Radyamar gerät nicht nur der Airport, sondern auch der Tiefwasserhafen in Wilhelmshaven in Bedrängnis. Was der neue Flughafenchef Adam Wagner vorhat, ist unklar.

Lübeck. Das Jahr hat gut angefangen für Adam Wagner. Laut Handelsregister hat der Berliner in gleich vier Firmen die Geschäftsführung übernommen. Die fünfte kommt jetzt dazu: die Yasmina GmbH, die den Flughafen in Lübeck-Blankensee betreibt. Dort wird er Nachfolger von Mohamad Radyamar, der den Regionalflughafen Ende 2012 erworben hatte. Was Wagner mit diesen Firmen vorhat, ist unklar. Am Mittwoch verdichteten sich die Hinweise, dass es nichts Gutes sein könnte.

In Wilhelmshaven hat man jedenfalls die Reißleine gezogen. Im dortigen JadeWeserPort hatte eine der neuen Wagner-Firmen, die 3Y Logistic und Projektbetreuung GmbH, ein Grundstück gepachtet, um dort eine 15 Millionen Euro teure Lagerhalle zu errichten. „In dieser Woche wurde ein juristisches Verfahren zur Erklärung des Heimfalls des im Erbbaurecht gepachteten Grundstücks eingeleitet“, heißt es in einer Pressemitteilung der JadeWeserPort Logistics Zone GmbH. Eine in der Vorwoche eingeholte Auskunft der Firma Creditreform über die nicht sonderlich erfreuliche finanzielle Lage von „3Y“ hatte dazu geführt. Ergebnis: Aus der Investition wird nichts, das Grundstück geht zurück an den JadeWeserPort. Die „3Y“ ist die Mutterfirma der Yasmina GmbH. Jana Bahrenhop, Sprecherin des Flughafens, bestätigte, dass Wagner auch in Lübeck Geschäftsführer werden solle. „Die Handelsregistereintragung wird vorbereitet“, sagte sie. Was der neue Chef plant, weiß sie nicht: „Wir haben keinen Kontakt zu ihm.“

Die Frage, ob die Aprilgehälter für die 100 Beschäftigten ausgezahlt worden seien, mochte sie nicht beantworten. „Das sind Interna, dazu sage ich nichts.“ Schon im März waren die Gehälter, die immer zur Monatsmitte fällig werden, nur mit elftägiger Verspätung ausgezahlt worden.

Das Scheitern der Investition in Wilhelmshaven ist ein Rückschlag für den ohnehin krisengeschüttelten JadeWeserPort. Rund eine Milliarde Euro hat er gekostet. Aber kaum ein Schiff macht dort fest. Nur 76.265 Standardcontainer wurden dort 2013 umgeschlagen. Der Hafen ist für sehr viel größere Mengen geplant und gebaut worden: rund 2,7 Millionen Container im Jahr. Auch die Logistikflächen stehen leer. Nur die Firma Nordfrost hat dort eine Kühlhalle errichtet – und dieses finanzielle Engagement schon ausgiebig bedauert. Umso größer war die Freude beim niedersächsischen Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD), als ein zweiter Kunde nahte: die Frankfurter Firma „3Y“. Im Mai 2013 pachtete sie fünf Hektar auf dem Gelände, um dort ein Bürogebäude und eine Lagerhalle zu bauen. „‚3Y‘ hat die Vorteile erkannt, die der Hafen für Unternehmen bietet“, jubelte Lies, der auch Aufsichtsrats-Chef der JadeWeserPort Logistics Zone ist. „Wir erhoffen uns von dieser Ansiedlung Magneteffekte für weitere Investitionen im JadeWeserPort.“

Geschäftsführer der Firma „3Y“ und der Yasmina GmbH war damals Mohamad Radyamar. Er hatte den Lübecker Flughafen im November 2012 von der Stadt erworben. Die war froh, das defizitäre Unternehmen endlich loszuwerden. Zum symbolischen Preis von einem Euro griff der Deutschägypter zu. 20 Millionen Euro wollte er investieren, sogar eine eigene Fluggesellschaft gründen. Mit Radyamars plötzlichem Rückzug aus den beiden Firmen, mit der Übernahme durch Adam Wagner steht nun in Lübeck viel auf dem Spiel. Muss der Flughafen dichtmachen? Und was passiert mit den Grundstücken im Gewerbepark Blankensee, die die Firma „3Y“ von Lübeck erworben hat? Marc Langentepe, der Pressesprecher der Stadt, will zumindest in diesem Punkt beruhigen. „Die Grundstücke sind zwar im Mai 2013 an ,3Y‘ veräußert worden, aber die Firma hat die Kaufpreisvoraussetzungen nicht erfüllt“, sagt er etwas nebulös. „Die Flächen gehören der Stadt.“

Ob das Adam Wagner auch so sieht? Wer ist der Mann überhaupt? Die Suche nach dem neuen Chef des Flughafens verläuft im Sande. Im Januar wurde er laut Handelsregister Geschäftsführer der OBA Immobilien GmbH in Essen, die sich unter anderem mit Sportwetten beschäftigt. Die angegebene Telefonnummer ist nicht aktuell. „Kein Anschluss unter dieser Nummer“, ist die einzige Auskunft, die man dort bekommt. Seit März ist Wagner Chef der Düsselbau GmbH. Sie hat ihren Sitz im Berliner In-Stadtteil Prenzlauer Berg. Dazu gibt es keine Berliner, aber eine Düsseldorfer Telefonnummer. Eine freundliche Dame erklärt: „Die Düsselbau ist hier nicht mehr erreichbar.“ Wo sie erreichbar sei, wisse sie nicht. Seit dem 8. April ist Wagner auch Chef der Firmen „3Y“ und der Elite Schweißtechnik in der Rheinhessenstraße in Mainz. Jetzt kommt der Flughafen Blankensee noch dazu. Viel Arbeit für ein Phantom.