Hannover. Niedersachsens Landeshauptstadt will den Hinrich-Wilhelm-Kopf-Platz am Landtag wegen der kürzlich bekanntgewordenen NS-Vergangenheit von Niedersachsens erstem Ministerpräsidenten umbenennen. Diese Empfehlung hat am Donnerstag ein Beirat abgegeben, der mit der Prüfung von Straßennamen beauftragt ist. Der SPD-Politiker Kopf gilt als Gründungsvater des Landes Niedersachsen, er war von 1946 bis 1955 und dann noch einmal von 1959 bis zu seinem Tod 1961 Ministerpräsident.

Erwartet wird, dass der zuständige Stadtbezirksrat der Empfehlung zur Umbenennung in seiner Sitzung in drei Wochen folgt. Der Beirat empfiehlt weiter, mit einer Informationstafel vor Ort über die kritische Auseinandersetzung zu informieren und dem Platz keinen Personennamen mehr zu geben. Stattdessen solle ein Bezug zum Landtag hergestellt werden. Auch eine Grundschule und ein Jugendcamp in Hannover sollen umbenannt werden.

Eine Göttinger Historikerin hatte im vergangenen Sommer herausgefunden, dass sich Kopf in der NS-Zeit auf Kosten verfolgter Juden bereichert hatte. Kopf sei als Mitarbeiter einer nationalsozialistischen Behörde in Polen an der Verwertung des Vermögens von verfolgten und ermordeten Juden beteiligt gewesen.

Der Beirat begründete seine Empfehlung damit, dass Kopf durch sein Handeln aktiv das nationalsozialistische Regime mit seinem antisemitischen und antipolnischen Kurs unterstützt habe. Es sei nicht zu erkennen, dass sich der SPD-Politiker nach dem Krieg mit seinem Tun kritisch auseinandergesetzt habe. Belegt seien lediglich leugnende oder verschleiernde Äußerungen von ihm. Aus Sicht des Beirates ist es nicht vorstellbar, dass Kopf nichts über das weitere Schicksal der enteigneten Juden wusste.

Die Vizepräsidentin des Landtages, die SPD-Abgeordnete Gabriele Andretta, sagte, dass die langwierige und ausführliche Diskussion wichtig gewesen sei, um zu einer Empfehlung zu kommen. Nach heutigem Kenntnisstand müsse Kopf als Nutznießer des nationalsozialistischen Unrechtsregimes gesehen werden. „Es ist schwer vorstellbar, dass in so einem Fall der Platz am Parlament nach dem ersten Ministerpräsidenten des Landes Niedersachsen benannt bleiben kann.“