Xaver nagt an der Westküste. Große Schäden vor Hörnum. Höchster Seegang seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. An der Westküste der Hörnum-Odde gab es Verluste von bis zu 40 Metern.

Westerland. Was „Christian“ auf Sylt noch stehen ließ, das holte sich „Xaver“. Die beiden Orkantiefs haben der Nordseeinsel zugesetzt. Die Strände sind aber wieder begehbar, und zu Weihnachten wünscht sich mancher vor allem eines – Ostwind.

Gut eine Woche nach Orkantief „Xaver“ sind Reparaturmaßnahmen und Schadensermittlungen auf der Insel Sylt in vollem Gange. Nach Angaben des Landesbetriebs für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz (LKN) haben die drei Sturmfluten am 5. Dezember an 57 Prozent der Westküste Vordünenabbrüche verursacht. Die betroffene Strecke umfasse insgesamt 21 Kilometer. Auf einer Strecke von vier Kilometern seien zudem Randdünen abgebrochen.

An der Westküste der Hörnum-Odde gab es Verluste von bis zu 40 Metern. Rekordwerte erreichte laut LKN der Seegang auf Sylt: Mit sechs Metern war es der höchste Wert seit Beginn der Aufzeichnungen.

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Starke Schäden bestätigt auch Wilfried Liebing, Vorsitzender des Küsten- und Katastrophenschutzausschusses der Gemeinde Hörnum. „Definitiv haben wir mit ,Christian‘ und ,Xaver‘ 70 Meter Dünen verloren“, sagte Liebing. Eine Randdüne sei fünfmal durchgebrochen. „Auf der Ostseite ist eine kleine Randdüne ganz verschwunden.“

Das Tetrapodenlängswerk, das den kleinen Ort schützt, solle nun um 150 Meter verlängert werden. Die Zusammenarbeit mit LKN und Kommunalpolitik laufe „sehr zufriedenstellend“, findet Liebing. „Die Ortslage ist erst mal gesichert.“ Die Kosten für die Maßnahmen zu Sicherung und Wiederherstellung der Küstenlinie stünden noch nicht fest.

Auch die Gemeinde Sylt hat noch keine entsprechende Übersicht. Absperrungen gebe es kaum noch, sagte Gabriele Gotthardt, Leiterin des Ordnungsamtes. Kleine Waldgebiete dürften zwar noch nicht betreten werden, die Strände seien aber frei zugänglich. In Keitum an der Ostseite der Insel liegen dagegen noch die Sandsäcke. Dort war es während des Orkans am Kliff zu einem Wassereinbruch gekommen.

Der Landschaftszweckverband wolle nun die Wege im betroffenen Gebiet wieder in Ordnung bringen und das gesamte Gelände neu gestalten, sagte Gotthardt. Das Unwetter sei insgesamt noch glimpflich verlaufen. Für Weihnachten hat Wilfried Liebing denn auch einen besonderen Wunsch: „Wir hoffen, dass wir Ostwind bekommen und keinen Westorkan – das wäre unser Weihnachtstraum.“

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Nach Angaben der Versicherung Provinzial hat „Xaver“ im Norden und Nordosten bei Weitem nicht so viele Schäden angerichtet wie Vorgänger „Christian“ Ende Oktober. Für ihr Geschäftsgebiet in Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern gab die Provinzial Nord Brandkasse die Gesamtsumme mit 15 bis 20 Millionen Euro an. „Christian“ schlug dagegen mit rund 80 Millionen Euro zu Buche. „Xaver“ löste 15.000 bis 20.000 Schadensmeldungen aus, die allermeisten davon in Schleswig-Holstein. In Mecklenburg-Vorpommern wurden der Provinzial nur einige Hundert Fälle gemeldet.

Das Oktober-Orkantief „Christian“ war mit 55.000 Fällen, darunter viele größere über 100.000 Euro, für die Provinzial das größte Sturmereignis seit zwei Jahrzehnten.

In List auf Sylt ist am Sonnabend ein neuer Seenotkreuzer der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) auf den Namen „Pidder Lüng“ getauft worden. Das neue Einsatzschiff sei 20 Meter lang und habe einen geringen Tiefgang, der auch Fahrten in küstennahen Gebieten erlaube, erläuterte DGzRS-Sprecher Christian Stipeldey. Vor der Taufe hatte es einen Spendenwettbewerb zwischen Hamburg und Sylt um den Namen gegeben. Mehr gespendet wurde im Namen der Insel, sodass das Schiff nun einen Namen mit Syltbezug bekam. Dafür erhielt das Arbeitsboot in der Heckwanne des Einsatzschiffes den Namen „Michel“, benannt nach dem berühmten Wahrzeichen der Hansestadt.