Hannover. Nach dem ersten niedersächsischen Ministerpräsidenten Hinrich Wilhelm Kopf (SPD) sind Schulen und Straßen benannt worden und dabei soll es auch trotz dessen Bereicherung an jüdischem Vermögen in der NS-Zeit bleiben. So zumindest lautet die Empfehlung der Historischen Kommission des Landes Niedersachsen.

Im Juni hatte eine von der Göttinger Wissenschaftlerin Teresa Nentwig verfasste Biografie aufgedeckt, dass der von den Nazis als Landrat entlassene Kopf nach 1933 mit einer Firma an der sogenannten Arisierung jüdischer Betriebe beteiligt war und ab 1940 auch an der Beschlagnahme von jüdischem Eigentum in Polen gut verdient hat. Die Kommission schreibt dazu in ihrem am Mittwoch in Hannover veröffentlichten Bericht, es bestehe kein vernünftiger Zweifel, dass Kopf „als moralisch-politisch belastet zu gelten hat“.

Hinrich Wilhelm Kopf hat nach Überzeugung der Kommission nach dem Krieg nur durch Lügen eine strafrechtliche Verfolgung vermieden. Abgewogen aber hat die Kommission auch dessen spätere Lebensleistung als unbestritten erfolgreiche Gründerfigur in Niedersachsen: „Seine unstreitige Leistung rechtfertigt es trotz aller Bedenken, ihn in dieser Rolle auch weiterhin zu würdigen“. Er sei zudem niemals Mitglied der NSDAP gewesen und habe später tätige Reue gezeigt.

Die Kommission empfiehlt, die Benennung von Straßen und Schulen nicht zu ändern, sondern die kritische Auseinandersetzung mit „seinem Leben und Wirken“ zu fördern.