Zwischen Bad Oldesloe und Reinfeld müssen sich die Autofahrer dauerhaft auf Staus einstellen. Behörde sucht nach Lösung. Volkswirtschaftlicher Schaden im dreistelligen Millionenbereich.

Ahrensburg. Die Bauarbeiten auf der A1 zwischen Bad Oldesloe und Reinfeld im Kreis Stormarn ruhen. Wie pünktlich zum Ferienbeginn in Schleswig-Holstein und Hamburg bekannt wurde, hat der mit den Arbeiten beauftragte Konzern Alpine Bau einen Insolvenzantrag gestellt. Sowohl die Arbeiter als auch viele Maschinen wurden abgezogen. Es ist bereits das zweite Mal, dass es auf der A1 bei Bauarbeiten zu gravierenden Verzögerungen kommt. Im November 2010 wurde zu weicher Beton verbaut, knapp dreieinhalb Monate nach Fertigstellung der neuen Fahrbahn zwischen dem Kreuz Bargteheide und Bad Oldesloe musste die Strecke wieder aufgerissen und neu betoniert werden. Die damals beauftragte Firma meldete ein Jahr später ebenfalls Insolvenz an. Und auch nun drohen die Bauarbeiten, bis ins kommende Jahr anzudauern.

„Im schlimmsten Fall könnte auf der Baustelle bei Reinfeld in diesem Jahr nichts mehr passieren“, sagt Harald Haase, der Sprecher des Verkehrsministeriums in Kiel. „Wir sind aber zuversichtlich, dass dieser Fall nicht eintritt.“ Er hoffe, dass eine Lösung für Alpine Bau gefunden werde, etwa, dass ein anderes Unternehmen die Baufirma übernimmt. Dann müsste der Auftrag nicht neu ausgeschrieben werden. Carsten Willms, verkehrspolitischer Sprecher des ADAC Hansa, ist da nicht so zuversichtlich: „Straßenbaufirmen sind nicht sehr liquide, der Insolvenzverwalter hat also wenig Masse zum Verhandeln, außerdem übernehmen Bauunternehmer ungern halbfertige Baustellen. Es sieht alles danach aus, dass der Auftrag neu ausgeschrieben werden muss. Dann verzögern sich die Arbeiten um mindestens sechs Monate. Das wäre eine Katastrophe für Norddeutschland.“

Auf dem 6,5 Kilometer langen Bauabschnitt auf der A1 sollen die Betondecke, die Entwässerung und die Schutzplanken erneuert werden. Der Verkehr wird auf der Fahrbahn in Richtung Lübeck mit zwei eingeengten Fahrstreifen pro Fahrtrichtung geführt. Von der Insolvenz ist ebenfalls eine Baustelle auf der Autobahn 24 betroffen. Zwischen den Anschlussstellen Gudow und Hornbek (Herzogtum Lauenburg) sollte auf 5,3 Kilometern die Fahrbahndecke erneuert werden. „Beides sind wichtige Strecken“, sagt Willms. „Wird nicht weitergebaut, hat das auch Auswirkungen auf andere Verkehrsplanungen. Denn im kommenden Jahr soll der Ausbau der A7 zwischen dem Bordesholmer Dreieck und dem Dreieck Nordwest in Hamburg beginnen. Dann haben wir gleichzeitig Baustellen auf der A7, der A1 und der A24.“

Speditionen sind sauer: Durch die Staus entstehen zusätzliche Koste

Der volkswirtschaftliche Schaden, der durch die Verzögerung der Baumaßnahmen entstünde, sei schwer zu beziffern. „Aber generell lässt sich sagen, dass in dem Bereich innerhalb von drei, vier Jahren durch Staus Kosten im dreistelligen Millionenbereich entstehen.“ Besonders betroffen sind Schleswig-Holsteins Speditionen. Birgit Arndt von der Spedition Gräser-Zielke in Stockelsdorf (Ostholstein): „Wie sollen wir unseren Kunden Verlässlichkeit bieten, wenn wir keine verlässliche Infrastruktur geboten bekommen?“ Die Wirtschaft könne nur wachsen, wenn die Infrastruktur funktioniere. „Das Problem trifft ja auch den Lübecker Hafen. Die Schiffe kommen zu einem großen Teil mit Termingütern an. Unsere Ladungen gehen Richtung Süden, wir sind gezwungen, die Abschnitte zu befahren.“ Wegen der Staus habe die Firma zusätzliche Kosten durch Fahrzeiten. Außerdem bekomme sie den Unmut der Kunden mit. „Bislang hatten viele Geduld, aber wenn sich die Situation weiter hinzieht, nun die Ferienzeit kommt und 2014 noch auf der A7 gebaut wird, ist klar, dass einigen der Geduldsfaden reißt. Wir laufen schon länger gegen die Politik an und beschweren uns über das Verkehrschaos.“ Willms vom ADAC sagt, das Land könne dafür wenig. „Viele philosophieren darüber, ob der Staat zu viel Druck auf die Firmen ausübt, etwa früher fertig zu werden. Das können wir vom ADAC nicht bestätigen.“

Die Probleme seien nicht absehbar gewesen. Das sagt auch Britta Lüth vom Lübecker Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr. „Man guckt sich die Firmen genau an, bei Alpine war zu dem Zeitpunkt der Auftragsvergabe alles gesichert. Der spanische Mutterkonzern hat 150 Millionen Euro Eigenkapital zur Verfügung gestellt, österreichische Banken hatten gebürgt.“ Wie es nun weitergeht, sei unklar. „Auf der A1 war nur Alpine beschäftigt. Wir bemühen uns, auf der A24 die Arbeiten einer anderen Firma vorzuziehen.“