Jan Sosniok übernimmt die Hauptrolle bei den Karl-May-Spielen in Bad Segeberg. Auch sein Vorgänger Gojko Mitic ist wieder dabei.

Bad Segeberg . Beinahe hätte der Altstar unter den Rothäuten dem Neuen die Show gestohlen. Ein überraschtes und erfreutes "Aah!" schallte bei der Präsentation der neuen Darsteller für die Karl-May-Spiele durch den Segeberger Bürgersaal, als Gojko Mitic mit flottem Schritt auf die Bühne schritt. 15 Jahre war er Chef-Indianer am Kalkberg, verließ die Spiele 2006 und kehrt jetzt im Alter von 72 Jahren als Apachenhäuptling Intschu-tschuna zurück.

Danach kam der Mann, auf den 100 Journalisten und die Fans der Karl-May-Spiele gewartet hatten: Begleitet von zwei zünftig gekleideten Indianerjungen trat Jan Sosniok ins Blitzlichtgewitter. Der 44-Jährige wird im Sommer die Hauptrolle in der neuen Inszenierung "Winnetou I - Blutsbrüder" spielen.

Sosniok, der in Berlin lebt, löst als Winnetou den beliebten Erol Sander ab, der im vergangenen Jahr zum letzten Mal durch die Arena geritten war. Warum sein Vertrag nicht verlängert wurde, zählt bis heute zu den am besten gehüteten Geheimnissen in dem Kurort, der jedes Jahr 300.000 Besucher mit dem beliebten Cowboy-und-Indianer-Festival anzieht. Sander hatte den Ruf, eigensinnig und anspruchsvoll in jede Aufführung zu gehen und war damit offenbar immer wieder angeeckt.

Ein ebenso großes Geheimnis hatte die Spielleitung auch aus ihrer Entscheidung gemacht, wer der neue Held in der Tradition von Stars wie Erol Sander, Gojko Mitic und Pierre Brice werden soll. Bis zur letzten Minute kursierten Gerüchte über den neuen Winnetou. Zu den heiß gehandelten Kandidaten zählte zum Beispiel Ex-"Tatort"-Kommissar Mehmet Kurtulus.

Doch jetzt kommt Jan Sosniok - ein Winnetou mit strahlend blauen Augen. "Es konnte nur diese Lösung geben", sagte die Geschäftsführerin der Spiele, Ute Thienel. Als "Tom Lehmann" begann das ehemalige Model 1994 seine TV-Karriere in der RTL-Soap "Gute Zeiten - schlechte Zeiten". Für seine Rolle als Sven in der ARD-Serie "Berlin Berlin" erhielt Sosniok den Emmy-Award und den Deutschen Filmpreis. Außerdem spielte er in der preisgekrönten Serie "Danni Lowinski" mit."

"Ich war überrascht und fühle mich geehrt", sagt Sosniok zur Entscheidung der Spielleitung, ihn zum Winnetou zu küren. Sosniok bringt eine der wichtigsten Voraussetzungen mit, die ein Segeberger Winnetou erfüllen muss: Er kann reiten. Zwar muss der Schauspieler für den beherzten Galopp eines echten Apachen noch ein bisschen üben, doch die Regeln des täglichen Reiterdaseins im Holsteinischen beherrscht Sosniok bereits.

Winnetou verkörpere all die guten Dinge, die ihn "zu einem wahren Häuptling des Lebens" machten, sagte der Schauspieler. "Man selbst wollte immer so sein, und jetzt darf ich so sein."

"Wir haben es uns nicht leicht gemacht", sagte Thienel bei Sosnioks Vorstellung. "In den vergangenen Monaten haben wir viele Schauspieler gecastet." Ein Winnetou-Darsteller müsse ein sehr guter Schauspieler und außerdem sehr sportlich sein. Thienel: "Er muss von der Optik her passen und diese ganz besondere Aura haben, die man von Winnetou kennt und erwartet."

Als drittes Schwergewicht auf der Kalkbergbühne wird Wayne Carpendale auftreten und in die Rolle des Old Shatterhands schlüpfen. Auch er gehört zu den alten Bekannten in der Karl-May-Gemeinde. Der "Landarzt" aus der erfolgreichen ZDF-Serie war 2003 im Wilden Westen von Bad Segeberg unterwegs und spielte die Titelrolle in der Inszenierung von "Old Surehand".

Das vierte neue Gesicht ist die Schauspielerin Sophie Wepper, die als Winnetous schöne Schwester Nscho-tschi für die romantischen Momente von "Winnetou I" sorgen wird, wenn sie mit dem Bleichgesicht Old Shatterhand davon träumt, das Tipi zu teilen.

Trotz der Neubesetzung aller wichtigen Figuren werden sich die Karl-May-Spiele treu bleiben, verspricht Geschäftsführerin Thienel. Mit den "Grundzutaten" des Indianer-Spektakels wie Action, Spannung, Humor und indianische Philosophie seien die Karl-May-Spiele stets erfolgreich gewesen.

In "Winnetou I - Blutsbrüder" geht es um die Blutsbrüderschaft zwischen Old Shatterhand und dem jungen Apachen Winnetou. Sie müssen dafür sorgen, dass es nicht zum Krieg zwischen den Indianern und den Eisenbahnern kommt, die eine Strecke für ihr "Feuerross" quer durchs Apachengebiet legen wollen. Zum dramatischen Höhepunkt kommt es am Nugget-Tsil, dem geheimen Goldberg der Apachen, als Indianer-Oldie Intschu-tschuna und seine schmucke Enkelin Nscho-tschi in einen teuflischen Hinterhalt geraten.

Die Proben beginnen am 20. Mai unter der Regie von Norbert Schultze jr., der mit wenigen Unterbrechungen seit 1996 als künstlerischer Leiter unter Vertrag ist. Premiere ist am 22. Juni um 20.30 Uhr. Gespielt wird bis zum 1. September an jedem Donnerstag, Freitag und Sonnabend um 15 und 20 Uhr sowie sonntags um 15 Uhr.