Schleswig-Holsteins Bauernpräsident schaltet Internetkamera ein - und wirbt um Nachahmer

Rethwisch. Schleswig-Holsteins Bauernpräsident Werner Schwarz wünscht sich, dass die Tiererzeuger unter seinen Kollegen der Öffentlichkeit in stärkerem Maße als bisher Einblick in ihre Ställe gewähren. Er selbst geht mit gutem Beispiel voran: Auf seinem Hof in Frauenholz bei Bad Oldesloe (Kreis Stormarn) hat der Schweinezüchter am Mittwoch eine Webcam eingeschaltet, die fortan rund um die Uhr Bilder aus der sogenannten Abferkelanlage ins Internet überträgt - alle 20 Sekunden ein neues. Nach Einschätzung des Bauernverbands ist Schwarz Deutschlands erster Landwirt, der diesen Weg beschreitet.

"Die Verbraucher sollen sehen, was wir hier machen", sagt Schwarz, der rund 500 Zuchtsauen sein Eigen nennt und damit zu den größeren unter den etwa 1200 Schweinehaltern im nördlichsten Bundesland zählt. Es gehe darum zu zeigen, dass die Landwirte nichts zu verstecken haben. Und dass hinter den Mauern ihrer Ställe nichts Verbotenes geschieht.

In der Tat wird es für Besucher immer schwerer, Ställe wirklich zu besichtigen. Der Zutritt ist an strengste Auflagen geknüpft. Wer hineinwill, muss zuvor duschen und die Kleidung wechseln. Einblick via Internetkamera erscheint Werner Schwarz da eine vernünftige Alternative. "Die meisten Verbraucher haben gar keine Ahnung mehr, was heute in einem Stall abläuft", sagt der Sprecher des Bauernverbands, Klaus Dahmke.

Weil Schwarz' Webcam nur auf die Abferkelanlage gerichtet ist, hat er auch eine knapp vierminütige Dokumentation ins Netz gestellt - über das kleine Einmaleins der Schweinezucht. Die Filmsequenzen vermitteln den Eindruck, dass es den Tieren auf Schwarz' Hof gut geht. Aber auch Eingriffe wie etwa das Stechen von Ohrmarken werden gezeigt.

Die Kosten für den Internetauftritt - etwa 8000 Euro - hat der Bauernverband getragen. Dessen Sprecher Dahmke fürchtet, dass diese Summe Kollegen abschrecken könnte, ihren Stall auch online zu präsentieren.

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