FDP legt um einen Prozentpunkt zu und nähert sich der Fünfprozenthürde. SPD und Grüne liegen vorn

Hannover. Die Niedersachsen geben den wahlkämpfenden Politikern Rätsel auf: CDU-Ministerpräsident David McAllister erhält Spitzenwerte bei der Bekanntheit (95 Prozent); und bei der Zufriedenheit wird die von ihm geführte schwarz-gelbe Landesregierung mit 58 Prozent im Vergleich aller 16 Bundesländer nur noch von Hamburg getoppt (63). Dennoch gibt es eine knappe Mehrheit der Befragten, die nach zehn Jahren für einen Regierungswechsel zur SPD votiert.

Bei der Frage nach der gewünschten Regierungskonstellation nach dem Wahltag 20. Januar rangieren SPD und Grüne in der am Donnerstag veröffentlichten Umfrage mit 52 Prozent sogar deutlich vor einer Großen Koalition aus CDU und SPD mit 44 Prozent. Nur 32 Prozent der 1000 von infratest-dimap befragten Niedersachsen wünschen sich eine Fortsetzung der schwarz-gelben Koalition.

Aber die vom NDR in Auftrag gegebene Umfrage hat für die FDP auch ein bisschen Trost parat: Ihr Stimmenanteil steigt danach - verglichen mit den Umfragen der vergangenen Monate - um einen Prozentpunkt auf vier Prozent. Damit wäre die Fünfprozenthürde in greifbare Nähe gerückt. Hinzu kommt: 42 Prozent der Wähler fänden es gut, wenn die FDP wieder in den Landtag einzieht. Die Linke hat nur 19 Prozent Befürworter, die Piraten sogar nur 16 Prozent. Auch ein weiteres Ergebnis der Umfrage dürfte CDU und FDP veranlassen, nicht nachzulassen im Winterwahlkampf: Die CDU liegt stabil bei 40 Prozent, die SPD verbessert sich um einen Prozentpunkt auf 34 Prozent, aber jetzt schwächeln die Grünen leicht, verlieren zwei Prozentpunkte und liegen bei 13 Prozent. Damit aber ist im Ergebnis auch der Unterschied zwischen den beiden Lagern um einen Prozentpunkt leicht geschrumpft: 47 Prozent für Rot-Grün gegenüber 44 Prozent für Schwarz-Gelb.

Piraten und Linke dagegen verharren bei drei Prozent und sind damit nicht nur weit weg von der Fünfprozenthürde, sondern noch weiter weg von allen Träumen, als Mehrheitsbeschaffer für eine rot-grüne Koalition eigene Politikinhalte durchsetzen zu können.

Damit läuft in der Auseinandersetzung alles auf den klassischen Lagerwahlkampf hinaus. Dies gilt umso mehr, da sowohl die CDU wie die Grünen in den vergangenen Tagen ein schwarz-grünes Bündnis strikt abgelehnt haben. Keine der beiden Parteien will noch potenzielle Wähler verunsichern durch Spekulationen über denkbare Schnittmengen und Kompromisslinien mit dem jeweils eher ungeliebten möglichen Partner.

SPD-Spitzenkandidat Stephan Weil holt langsam, aber sichtbar auf, seine Bekanntheit steigt erneut um vier Prozentpunkte auf 67 Prozent. Mit ihm aber sind nur 33 Prozent der Befragten zufrieden, sein Kontrahent McAllister kommt auf 64 Prozent. Und auch bei der Frage der Direktwahl des Regierungschefs legt Weil um vier Prozentpunkte auf 34 zu, bleibt aber weiter deutlich hinter McAllister mit 49 Prozent zurück.

Zu den Rätseln, die die Wähler den Politikern aufgeben, gehört auch die Beurteilung der aktuellen Situation des Landes. Obwohl 65 Prozent der Befragten die wirtschaftliche Lage Niedersachsens sehr gut oder gut nennen, vier Punkte mehr als im Vormonat, ist die aktuelle Koalitionsregierung ohne Mehrheit. Und um fünf Prozentpunkte auf 59 Prozent ist die Zahl derer gewachsen, die in der gegenwärtigen Situation "Anlass zur Zuversicht" sehen.

Beunruhigen muss die erneute Diskussion über die Zukunft des eigenen Bundesvorsitzenden Philipp Rösler vor allem die FDP unter ihrem Spitzenkandidaten und Umweltminister Stefan Birkner. Für immerhin 36 Prozent der Befragten (sechs Prozentpunkte mehr als vor Monatsfrist) spielt die Bundespolitik die entscheidende Rolle für ihre Entscheidung am 20. Januar. Mit der Arbeit von Rösler, der bis 2011 Landesvorsitzender der FDP in Niedersachsen war, sind nur 20 Prozent der 1000 befragten Niedersachsen zufrieden. Mit dem grünen Spitzenkandidaten auf Bundesebene Jürgen Trittin sind dagegen ebenso wie mit dem SPD-Kanzlerkandidaten Peer Steinbrück 52 Prozent zufrieden. Den Spitzenwert erzielt nicht unerwartet die CDU-Bundesvorsitzende und Bundeskanzlerin Angela Merkel mit 68 Prozent.

Potenzial für Veränderungen haben alle Parteien: Nur 56 Prozent der Befragten haben sich bereits entschieden, 16 Prozent haben sich noch nicht festgelegt, und auf 28 Prozent beziffern die Demoskopen die Gruppe der Nichtwähler und Unentschlossenen unter den rund 6,2 Millionen Wahlberechtigten.