Hannover. Immer noch sterben in Deutschland Patienten, weil Spenderorgane fehlen. Negativschlagzeilen haben in den vergangenen Monaten die Spendenbereitschaft gedrückt. Niedersachsens türkischstämmige Sozialministerin Aygül Özkan (CDU) will jetzt erreichen, dass mehr Migranten über die Bedeutung von Organspenden aufgeklärt werden.

Als erstes Bundesland wirbt Niedersachsen dafür in acht Sprachen mit dem erklärten Ziel, muslimische und jüdische Bürger zu erreichen: "Mir ist wichtig, dass sich die Menschen im Einklang mit ihrer Religion mit dem Thema auseinandersetzen", so Özkan. In Niedersachsen wohnen rund 250.000 Muslime, bundesweit sind es fünf Millionen. Zur Vorstellung der Broschüren hatte die Ministerin am Montag auch Vertreter der verschiedenen Religionsgemeinschaften eingeladen. "Wer auch nur ein Menschenleben rettet, rettet die ganze Welt", sagte Yilmaz Kilic, Vorsitzender des Landesverbandes der islamischen Religionsgemeinschaften (DITIP). Für den anderen muslimischen Landesverband Schura versicherte Abdul Nasser Al-Masri, seine Organisation wolle die Gläubigen religiös beraten und unterstützen, damit diese zu einer freien Entscheidung kommen könnten: "Unser Landesverband begrüßt jede menschliche Hilfe wie die Organspende." Für die Ezidische Glaubensgemeinschaft sagte Omar Hatab, in allen Religionen versuchten Menschen, Gott durch ihre Handlungen ähnlich zu werden: "Leben zu retten ist eine solche Handlung und Organspende eine Möglichkeit dazu."

Margarita Suslovic erinnerte für die israelitischen Kultusgemeinden in Niedersachsen daran, dass es in Israel eine religiöse Autorisierung für das Thema Organspende gibt: "Wir wollen dazu beitragen, erkrankte Bedürftige mit gesunden Organen zu versorgen." Die Broschüren erscheinen in Englisch, Arabisch, Hebräisch, Kurdisch, Polnisch, Russisch und Türkisch.