Ehemaliger Bundespräsident habe durchaus von Glaesekers Verbindungen gewusst

Hannover. In der Affäre um den ehemaligen Bundespräsidenten Christian Wulff werden immer weitere Aspekte bekannt. Nach dem ehemaligen Regierungssprecher und Wulff-Vertrauten Olaf Glaeseker hat jetzt auch der frühere Chef der Staatskanzlei, Lothar Hagebölling, der Zeugenaussage von Wulff widersprochen.

In seiner Vernehmung durch die Staatsanwaltschaft Hannover gab Hagebölling laut Nachrichtenmagazin "Focus" zu Protokoll, dass der damalige niedersächsische Ministerpräsident Wulff von der engen Verbindung von Glaeseker zu dem Partymanager Manfred Schmidt wusste und ihm auch bekannt war, dass Glaeseker in dessen ausländischen Feriendomizilen häufig urlaubte. Wulff und Glaeseker stehen zwar beide unter Korruptionsverdacht, die Vorwürfe aber beziehen sich auf unterschiedliche Vorgänge mit unterschiedlichen Beteiligten. Deswegen musste Wulff im Ermittlungsverfahren gegen Glaeseker als Zeuge aussagen. Dabei erweckte er den Eindruck, er habe nicht gewusst, wo Glaeseker seine Ferien verbrachte. Damit setzt sich Wulff dem Verdacht einer Falschaussage aus, die strafbar sein kann. Noch ist zudem offen, ob ihn die Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts anklagt, er habe sich Urlaube von dem Filmmanager David Groenewold bezahlen lassen, der millionenschwere Landesbürgschaften für seine Projekte erhalten hat.

Vieles deutet darauf hin, dass sich Glaeseker nach monatelangem Schweigen jetzt mit gezielten Informationen gegen einen Versuch von Wulff wehrt, aus seinem ehemaligen Vertrauten und Sprecher den alleinigen Sündenbock zu machen. Die immer neuen Schlagzeilen sind für die CDU wenig hilfreich in der Auseinandersetzung vor der Landtagswahl in Niedersachsen am 20. Januar. Ministerpräsident David McAllister bestreitet, dass die andauernde Affäre um seinen Vorgänger und Förderer Wulff die eigenen Wahlchancen mindere. "Das Thema ist durch. Bei Politikern und Journalisten sorgt es vielleicht noch für Aufregung. Aber die meisten Menschen wollen davon nichts hören, es interessiert sie nicht", sagte der CDU-Politiker in der "B.Z. am Sonntag". Die Staatsanwaltschaft wird noch in diesem Jahr über eine Anklage gegen Glaeseker entscheidet, bei Wulff wird dies nach der Wahl passieren.