Die 15-jährige Anhalterin verschwand vor elf Jahren. Niemand hat sie seitdem gesehen. Die Polizei sucht nun erneut mit einem neuen Foto nach ihr.

Lüchow-Dannenberg. Die junge Frau auf dem Foto trägt ihre langen dunklen Haare bis über die Schulter. Die Mundwinkel zieren Lachfältchen, die Grübchen stechen etwas stärker hervor. Das Gesicht ist schmal, hat längst alles Kindliche verloren. Es ist das Bild einer hübschen Frau Mitte zwanzig, das die Ermittler des niedersächsischen Landeskriminalamtes nachgebildet haben. Das Bild einer Frau, von der die Polizisten nicht wissen, ob sie noch lebt.

Diese Darstellung von Katrin Konert ist, auch wenn sie auf einem realen Foto beruht, mittlerweile ein Phantombild. Am Neujahrstag 2001 verschwand die damals 15 Jahre alte Anhalterin spurlos, seither hat sie niemand mehr gesehen. Die Polizei hat die Hoffnung dennoch nie aufgegeben, den Fall aufzuklären - im besten Fall, Katrin Konert wiederzufinden. Erst im vergangenen Jahr wurde eine neue Ermittlungsgruppe an der Polizeiinspektion Lüneburg/Lüchow-Dannenberg eingerichtet, die auch knapp ein Jahr später noch der Vermissten auf der Spur ist. Ein halbes Dutzend Ermittler sichten Akten, gehen Hinweisen nach, probieren neue Fahndungswege. "Es ist der herausragendste Vermisstenfall in unserer Region", begründet der Sprecher der Polizeiinspektion, Kai Richter, die Bemühungen

Und die führen die Polizei und ihre Ermittlungen jetzt sogar ins Netz zu Facebook: Aktuell suchen die Fahnder mit einem Aging-Foto, auf dem das Gesicht am Computer so älter gemacht wird, wie sie heute aussehen könnte. Die Beamten hoffen, dass der Vermisstenfall über das soziale Netzwerk noch mehr Menschen bekannt wird und sich irgendwann ein Zeuge meldet, der die Verschwundene, die Ende September ihren 27. Geburtstag feiern würde, nach dem 1. Januar 2001 gesehen hat.

+++ Vermisst seit 2011: Was geschah mit Katrin Konert? +++

An jenem Neujahrsmontag hatte Katrin Konert per Anhalter von ihrem Freund in Bergen/Dumme nach Hause fahren wollen. Etwas mehr als zehn Kilometer Luftlinie liegen zwischen der Bushaltestelle "Bergen, Neue Straße" und ihrem Wohnort Groß Gaddau, einem Ortsteil von Waddeweitz. Gegen 19 Uhr am frühen Abend, Blitzeis hatte den Asphalt überzogen, hielt die 15-Jährige ihren Daumen in die Luft.

Wie die Ermittler des Landeskriminalamts später rekonstruieren, war sie zuvor vom Haus ihres Freundes zu Fuß den knapp 500 Meter langen Weg bis zur Neuen Straße gegangen. Von dort oder bereits an der Haltestelle schreibt sie ihrer Schwester Nadine noch eine SMS und kündigt ihre Ankunft im Elternhaus für 18.30 bis 19 Uhr an. Doch darauf, dass ihre Tochter nach Hause kommt, warten ihre Eltern bis heute.

Dort, am Straßenrand, nahe der Einmündung Heckenweg und der Haltestelle mit dem Wellblechdach, wird die Schülerin das letzte Mal gesehen: Ein Bekannter hält gegen 19.20 Uhr mit seinem Wagen, fragt, ob er sie mitnehmen könne. Wohl, weil sie seinen Fahrstil kennt, lehnt Katrin dankend ab. 20 Minuten später will eine Zeugin beobachtet haben, wie ein schwarzer BMW mit Berliner Kennzeichen bei Katrin Konert hält. Ob das Mädchen einsteigt, ist nicht klar.

Auch wenn die Resonanz auf den aktuellen Fahndungsaufruf im Internet sehr groß sei, eine heiße Spur habe sich bislang nicht wieder ergeben, muss Polizeisprecher Richter zugeben. Nicht so wie 2006, fünfeinhalb Jahre nach Katrins Verschwinden: Am 30. Oktober des Jahres meldete sich eine Frau telefonisch bei einer der Schwestern. Es gehe um die Vermisste. "BMW. Schwarz, Hamburg", sagte die Stimme mit osteuropäischem Akzent, dann brach die Verbindung ab. Der Anruf kam aus einer Telefonzelle in Nürnberg.

Im vergangenen Jahr war der Fall Thema in der ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY... ungelöst" und einer RTL-Reportage. Neue Hinweise führten bis nach Kanada und in die Türkei. "560 alte und neue Spuren" nahmen sich die Beamten der Ermittlungsgruppe vor. Etwa 100 hatten sie zum Ende 2011 abgearbeitet. Die Beamten hoffen jetzt auf ihre Fahndung über Facebook: "Katrin Konert hat blaugraue Augen, eine ein Zentimeter lange Narbe mittig auf der Stirn und eine Brandverletzung an der rechte Wade. Zum Zeitpunkt ihres Verschwindens hatte sie schwarz gefärbte Haare, ihre Naturhaarfarbe ist blond", heißt es dort.

Hinweise erbitten die Ermittler an die Polizei Lüchow-Dannenberg. Telefonnummer 05841/12 20.