60-Jähriger drohte dem Unternehmer Carsten Maschmeyer und Schauspielerin Veronica Ferres Gewalt an. Täter in Haft

Hannover. Carsten Maschmeyer hat am vergangenen Mittwoch nichts Böses geahnt, als er seine E-Mails durchsah. Am allerwenigsten hat der Finanzunternehmer und Lebengefährte der deutschen Schauspielerin Veronica Ferres wohl damit gerechnet, dass auf seinem Bildschirm die Nachricht eines Erpressers aufploppt.

In der E-Mail fordert der unbekannte Absender, dass der 52-Jährige ihm bis zum Sonnabend 2,5 Millionen Euro bereitstellen soll. Carsten Maschmeyer, dessen Vermögen Ende vergangenen Jahres auf 650 Millionen Euro geschätzt wurde, erkennt den Ernst der Lage. Vermutlich sorgt er sich in erster Linie um das Wohl seiner Familie und schaltet sofort die Polizeidirektion Hannover ein.

Der Täter ahnt offenbar nicht, dass sein Opfer mit der Polizei kooperiert, und erscheint am Sonnabendnachmittag bei der vereinbarten Geldübergabe in Münster. Doch der Erpresser kommt nicht zum Zug. Beamte stürzen sich auf den Mann und legen ihm Handschellen an. Carsten Maschmeyer und seine Familie können aufatmen.

"Der Täter sitzt nun in Hannover in Untersuchungshaft", sagte die hannoversche Oberstaatsanwältin Irene Silinger am Montag dem Abendblatt. Bei dem Erpresser handele es sich um einen 60 Jahre alten Mann aus Nordrhein-Westfalen, der bereits wegen Betruges verurteilt worden sei. "Gegen den Mann wurde nun Haftbefehl wegen versuchter räuberischer Erpressung erlassen", sagte Silinger. Zudem gab sie an, dass der 60-Jährige in seinem Schreiben Carsten Maschmeyer und Veronica Ferres körperliche Gewalt angedroht hatte.

Das bestätigt auch eine Sprecherin der Agentur Communications & Network Consulting (CNC), die für den 52-jährigen Unternehmer tätig ist: "Herr Maschmeyer sollte die 2,5 Millionen Euro bis Sonnabend bereitstellen. Der Täter hatte mit Gewalt gedroht, wenn die Bedingungen nicht erfüllt werden." Dass der Erpresser ebenfalls damit gedroht haben soll, die 17 und 21 Jahre alten Söhne Maschmeyers zu entführen, bestätigten dagegen weder die Staatsanwaltschaft noch die Agentur CNC.

Nach Informationen der "Bild"-Zeitung war der 60-Jährige durch einen TV-Bericht über Carsten Maschmeyer, den Gründer der Finanzvertriebsgesellschaft AWD, auf dessen Reichtum aufmerksam geworden. In dem Beitrag seien Maschmeyers Villen in Hannover und auf Mallorca gezeigt worden. Der Manager hatte seine Residenz auf Mallorca an Bundespräsident Christian Wulff und dessen Familie vermietet.

In Deutschland sind nach Angaben des Bundeskriminalamtes im vergangenen Jahr 5528 Erpressungsfälle registriert worden. Auch Prominente wie der Geschäftsmann Carsten Maschmeyer werden immer wieder Opfer von Erpressungen. Die Liste reicht vom Fernsehmoderator Hans Meiser über den 2007 verstorbenen Maler Jörg Immendorff bis zum Fußballtrainer Michael Skibbe. Als eine der spektakulärsten Erpressungen der vergangenen Jahre gilt der Fall der Milliardärin Susanne Klatten. Ein Schweizer hatte die BMW- und Altana-Großaktionärin und weitere Frauen um knapp 9,4 Millionen Euro betrogen und mit kompromittierenden Bildern von intimen Treffen mit ihm erpresst. Im März 2009 wurde er zu sechs Jahren Gefängnis verurteilt.

Drei Jahre und neun Monate Haft bekam im Dezember 2009 ein Erpresser des Unternehmers und Sportmäzens Dietmar Hopp. Der Mann hatte dem Milliardär mit dem Tod seiner Familie gedroht, sollte Hopp nicht 5,5 Millionen Euro zahlen.

Im Jahr 1997 hatte ein 50-Jähriger den Vorstandsvorsitzenden der Otto Group, Michael Otto, bedroht und um 2,5 Millionen Mark erpressen wollen. Bei der Geldübergabe war er von einem Mobilen Einsatzkommando an der Bahnstrecke Lübeck-Kiel festgenommen worden. Ein Jahr zuvor machte die Entführung des Millionenerben Jan Philipp Reemtsma Schlagzeilen. Das Opfer wurde in Blankenese überwältigt und in ein Haus bei Osterholz-Scharmbeck entführt. Erst gegen die Zahlung von 30 Millionen Mark Lösegeld ließen die Entführer ihr Opfer frei. Sechs Jahre später wurde der Hauptangeklagte Thomas Drach wegen erpresserischen Menschenraubes zu 14 Jahren und sechs Monaten Gefängnis verurteilt.