Ein Berner Sennenhund und ein Mastiff verletzten einen Jungen (7) und ein Mädchen (9) schwer. Ein Tier wurde eingeschläfert.

Wischhafen/Wietzendorf. Die Hunde mit dem wuscheligen Fell haben einen guten Ruf: Sie gelten gemeinhin nicht als Beißer, sie sind wegen ihres friedlich-ruhigen Naturells als Familienhunde besonders beliebt. Umso überraschender, dass es ein Berner Sennenhund war, der ein Mädchen in Wischhafen (Kreis Stade) angefallen und schwer verletzt hat.

Dem Kind ginge es "den Umständen entsprechend gut", sagte eine Angehörige, die namentlich nicht genannt werden möchte, auch wenn die Verletzungen "wirklich schlimm" seien. Nach der Attacke war das Kind ins Elbeklinikum Stade eingeliefert und am Oberarm operiert worden.

Die Neunjährige war am Freitag vom Spielplatz nach Hause geradelt, als der Nachbarshund plötzlich aus dem Hoftor herausschoss und sie vom Fahrrad riss. "Es handelt sich um einen außergewöhnlich großen Rüden. Er hat sich zuerst in ihr Bein verbissen, sie dann ein paar Meter weitergeschleift", so die Angehörige. Nachdem der dreijährige Rüde kurz von ihr abgelassen hatte, kehrte er wieder zurück und schnappte nach ihrem Oberarm. Glücklicherweise konnte ihr Vater den Hund mit Tritten verscheuchen. Gegen den Hundehalter (73) ermittelt die Polizei nun wegen fahrlässiger Körperverletzung.

Nur ein Tag darauf, am Sonnabend, griff in Wietzendorf (Kreis Soltau-Fallingbostel) ein 65 Kilogramm schwerer Mastiff-Mischling einen Siebenjährigen an. Die 50-jährige Halterin traf den Nachbarsjungen vor ihrem Grundstück. Nachdem er den Hund gestreichelt hatte, reagierte der zweijährige Mischling völlig unerwartet: Er sprang den Jungen an, verletzte ihn so schwer, dass er mit einer klaffenden Kopfwunde im Krankenhaus behandelt werden musste. "Lebensgefahr bestand allerdings nicht", sagte ein Polizeisprecher. Nach Abendblatt-Informationen haben die Besitzer den bulligen Hund wenig später eingeschläfert. In einigen Bundesländern (auch in Hamburg) wird Mastiffs eine "vermutete Gefährlichkeit" unterstellt.

Hunde pauschal in Kampf- oder Kuschelrassen einzuteilen - davon hält die Berliner Tierpsychologin Gabriele Zuske (50) nichts. "Jede Rasse kann bei falscher Haltung Aggressionen entwickeln." So hat erst vor gut einer Woche ein Bernhardiner - die Rasse gilt als sehr kinderfreundlich - auf Usedom eine Fünfjährige ins Gesicht gebissen. In den aktuellen Fällen hätten die Hunde ihre Angriffe auf die Kinder vom Grundstück aus gestartet. "Da mag Revierdenken eine Rolle gespielt haben", sagt Zuske. Eventuell hätten sich die Kinder zu dicht entlang deren "Machtbereich" bewegt. Zuske: "Natürlich hat der Halter dafür zu sorgen, dass Hunde mit so einem dominanten Verhalten keine Gefahr für die Allgemeinheit darstellen."